"Wir sind weit weg vom Untergang des Abendlands"
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Wie steht es um die deutsche Wirtschaft wirklich? Die Prognosen sind schlecht, aber der Einbruch bleibt aus? Der Spitzenökonom und Berater von Finanzminister Lindner, Lars Feld, versucht, die Lage zu definieren. Er beschönigt nichts, er dramatisiert auch nichts. Vor allem sagt er: "So langsam nervt die Hysterie."
Wenn man zurzeit die Schlagzeilen rund um die deutsche Wirtschaft liest, dann bekommt man den Eindruck, Deutschland stehe vor der Deindustrialisierung. Wie schlimm ist die Lage aus Ihrer Sicht wirklich?
Lars Feld: So langsam nervt die Hysterie. Die Diskussion war schon im März übertrieben, als wir eine technische Rezession von zwei negativen Quartalen in Folge feststellten. Wir haben eine schwache Wirtschaftsentwicklung, ja - aber allenfalls eine moderate Rezession. Dies ist kein schwerer Einbruch wie in der Finanz- oder Corona-Krise. An der aktuellen Wirtschaftslage gibt es nichts zu beschönigen, aber wir sind weit weg vom Untergang des Abendlandes. Im Grunde befinden wir uns seit Monaten in der Stagflation. Das heißt: Wir haben ein schwaches Wirtschaftswachstum und hohe Inflation. Alleine weil die Inflation mit höheren Zinsen bekämpft werden muss, trübt sich die Konjunktur ein. Genau das ist von der Geldpolitik gewünscht. Insofern sollte niemand überrascht sein.
Die höheren Zinskosten haben andere Länder doch auch. Warum trifft es Deutschland so hart?
Wie geht es für die Tausenden Beschäftigten bei VW weiter? Der Konzern plant, die Bezüge in der Krise zu kürzen. Die Arbeitnehmer kontern mit einem eigenen Zukunftskonzept. Noch gibt sich der Autobauer bedeckt, zum Start der dritten Tarifrunde mobilisiert die IG Metall zu einer großen Demonstration in Wolfsburg.