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"Russland ist ein in Auflösung befindliches Imperium"
n-tv
Vom Wagenknecht-Schwarzer-Manifest hält der Osteuropa-Historiker Jan Behrends nichts. "Dass man gegen Tyrannei, gegen äußere Aggression und für nationale Selbstbestimmung zur Waffe greifen kann, ist in anderen Ländern eine viel stärkere Selbstverständlichkeit. In Deutschland ist es in bestimmten Kreisen dagegen völlig legitim, genau dies anzuzweifeln."
Putin geht es um die Rückkehr zur Ordnung von Jalta, sagt der Historiker. "Diese Ordnung legte fest, dass die sowjetische Hegemonie bis zur Elbe reichte", so Behrends. "Putin schreibt und sagt ja ganz offen, dass er Russlands Einflusssphäre nicht nur in der Ukraine, sondern in ganz Osteuropa wiederherstellen will."
ntv.de: Der Historiker Timothy Snyder hat den russischen Krieg gegen die Ukraine einen Kolonialkrieg genannt. Trifft es das?
Jan C. Behrends: Als Historiker würde ich sagen, dass dieser Krieg ein Kolonialkrieg ist, weil ich ihn als Teil des Auflösungsprozesses des russischen Imperiums sehe. Diese Entwicklung begann 1917 und dauert an. Russland und die Ukraine waren Zentrum und Peripherie, das ist durchaus eine koloniale Geschichte. Von der Art des Krieges ist es allerdings kein klassischer Kolonialkrieg wie ihn europäische Mächte im 19. Jahrhundert führten, sondern ein Staatenkrieg zwischen zwei souveränen Nationen. Russlands Ziel ist die erneute Unterwerfung, für die Ukraine geht es darum, sich aus der imperialen Umklammerung durch Russland zu lösen. Putin schreibt und sagt ja ganz offen, dass er Russlands Einflusssphäre nicht nur in der Ukraine, sondern in ganz Osteuropa wiederherstellen will. Ihm geht es um die Rückkehr zur Ordnung von Jalta.
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Benzin, Diesel, Erdgas und Heizöl werden ab 2027 schrittweise deutlich teurer. Wenn sich Verbraucher und Unternehmen nicht darauf einstellen, können Preissteigerungen wie nach Ausbruch des Ukraine-Krieges hart zuschlagen. Trotzdem klärt die Politik bislang kaum über den Emissionshandel auf. Mathis Bönte ist Anwalt und seit 2019 Klimaaktivist. Vor allem die klimaschädlichen Kampagnen von CDU, CSU und FDP haben ihn wütend gemacht. Irgendwann hatte er das Gefühl, nicht weiterzukommen, wenn er den Parteien immer nur weiter vorwirft, keinen Klimaschutz zu wollen. Im Frühjahr 2023 wählte er daher einen anderen Weg und trat in die FDP ein. Eine Weile warnte er als "Der Verrückte aus der FDP" vor Verbrennerautos, Öl- und Gasheizungen. Mit ntv.de spricht er darüber, warum er - unter anderem - vom Kauf einer Gasheizung abrät und warum er die FDP wieder verlassen hat.