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Noura Dirani trainiert die Fantasiemuskeln
n-tv
Hüpfend Bilder betrachten, Wände bemalen, Kunst anfassen, verändern oder herumtragen? Verboten! Normalerweise. In Lübeck dürfen Sie das: Noura Dirani versetzt Menschen mit Trampolinen, Bauklötzen und frischen Ideen ins Staunen.
Denken Sie nicht auch manchmal, wenn Sie vor einem Kunstwerk stehen, dass Sie es gerne anfassen würden? Das Metall, das Glas spüren? Oder dass Sie es gar umstellen wollen, an einen (noch) besseren Platz? Oder dass Sie, wenn Sie nur dürften, mit einem Pinselstrich, mit einem Handgriff, noch mehr Pepp in die Sache bringen könnten? Tja, das geht. In Lübeck: Denn dort gibt es nicht nur Marzipan, das Holstentor, unzählige historische Häuser und sieben Kirchentürme, sondern auch ein Museum, in dem Sie gestalten dürfen. Okay, die Mona Lisa hängt da nicht, aber Sie könnten in der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt mitmachen. Denn Kunst zum Mitmachen ist derzeit in der Kunsthalle St. Annen angesagt. Hier können Kunstwerke angefasst oder mit gefärbten Eiswürfeln und 1000 Stiften mitgestaltet werden.
Künstlerinnen und Künstler laden mit Selbstgekochtem zum Essen. Diese Dinner, aber auch Partys und Konzerte, sind für Museumsförderer und Bedürftige gedacht. Es wird gut gemischt eingeladen und genau geschaut, wer kostenfrei genießen darf. "Über Essen und feiern passiert ganz viel", ist Noura Dirani sicher. "Kunst muss für alle zugänglich sein", sagt sie ntv.de beim Besuch in Lübeck. Seit einem Jahr ist sie die Direktorin des Hauses und will Menschen zusammenbringen, die im Alltag wenig Gemeinsamkeiten haben. Mit "Hello Lübeck! Dialoge mit Kunsthalle St. Annen", der von ihr kuratierten Ausstellung, sucht sie bewusst ein jüngeres Publikum. Dialog, klingt das nicht etwas angestaubt oder zu spießig für die neue Zielgruppe? Dirani lacht und gibt zu, dass die Unterzeile unsexy klingen mag, aber genau treffe, was sie erreichen möchte. "Die Jugendlichen und Kids sollen Lust haben, hierherzukommen und sich spielerisch durch die Räume zu bewegen."
Vor allem sollen sie zu Wiederholungstätern werden und das Museum als Wohlfühlort erleben. Im Foyer setzt Dirani mit einer speziell für die Kunsthalle entstandenen Installation, einem dauerhaften Statement für die Zukunft: 68 riesige Bauklötze aus Schaumstoff stapeln sich, leuchten bunt, sind mit antiken Säulenelementen und Wellen bemalt. Wie Legosteine können sie neu sortiert werden. Man kann auf ihnen sitzen, liegen und sich wegträumen aus dieser Welt voller Ungewissheiten. Zum Beispiel an einen Strand.
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"Höher, schneller, weiter!" Mit ihren heute 65 Jahren glaubte die erfolgreiche Unternehmerin lange an das alte Wohlstandsversprechen. Doch als Cordula Weimann 2019 in die Augen ihres Enkels blickte, erkannte sie, dass sich etwas ändern muss, "damit auch er eine lebenswerte Zukunft bekommt."So gründete sie die "Omas for Future". Mittlerweile sind sie allein in Deutschland mit über 80 Regionalgruppen vertreten. In ihrem Buch "Omas for Future – Handeln! Aus Liebe zum Leben" zeigt sie nicht nur die aktuellen Probleme in den Bereichen Klimaschutz, Gesundheitspolitik und bei der Bekämpfung von Armut auf, sondern bietet einen konkreten Ausblick in die Zukunft: Wie sieht ein nachhaltiges und gesundes Morgen für Mensch und Natur aus? Wie eine lebenswertere Stadt? Zum Beispiel Berlin: "So viele andere Städte sind glücklicher als die Hauptstadt, obwohl sie alle Voraussetzungen dafür hätte, happy zu sein", so Weimann. "Und wenn man auf den Mittelstreifen des Kurfürstendamms nur ein paar 'Tiny Forests' pflanzen würde, so wie es die Bürgermeisterin von Paris getan hat, dann könnte man auch den Berlinern ihre Stadt zurückgeben", ist sie sich sicher. Dort gab es 2014 drei Kilometer Radwege, "vier Jahre später sind es 1200 Kilometer und die Stadt ist umgekrempelt", führt Weiman als Beispiel an. Warum hat Berlin keine Visionen, fragt sie im Gespräch mit ntv.de, und hofft, dass das "Weiter wie bisher" am Wahlsonntag endlich von einer Vision für die Zukunft abgelöst wird. "Wir müssen uns beeilen, wir hängen 20 Jahre hinterher", sagt sie und macht gleichzeitig jedoch Lust und Mut auf eine gesündere, glücklichere und zufriedenere Zukunft.
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Berlin im Winter - das ist ein lebensunfreundlicher Ort. Schafft man den Sommer hier mit Quinoa-Bowl und Aperol Spritz, so braucht es im grauen Januar echtes Seelenessen aus Großmutters Zeiten. Doch wie schmecken Klopse, Schnitzel und Co. in den traditionellen Hauptstadtkneipen oder bei spannenden Newcomern?