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Iggy Pop lässt es nochmal krachen
n-tv
Auf seinem neuen Album "Every Loser" kehrt Iggy Pop zu seinen musikalischen Trademarks zurück. Gemeinsam mit Chad Smith, Taylor Hawkins, Duff McKagan und Travis Barker holt die kratzbürstige Branchenlegende die Punk-Keule aus dem Sack.
Ein fuzziges Teamwork-Projekt mit Josh Homme ("Post Pop Depression"), ein experimenteller Poetry-Ambient-Jazz-Longplayer ("Free") und eine zweijährige Zwangspause, in der lediglich eine lauwarm aufgebrühte Kollaboration ("I Wanna Be Your Slave") mit den italienischen Rock-Pop-Shootingstars Maneskin das Licht der Welt erblickte: Nicht wenige Fans von Iggy Pop machten sich bis vor Kurzem noch große Sorgen um den musikalischen Spätherbst ihres Idols. Nun ist aber alles wieder gut, denn der Maestro hat mit "Every Loser" sein 19. Studioalbum am Start - und auf diesem präsentiert sich Iggy Pop so vital, frisch, kantig und kernig wie wahrscheinlich nicht allzu viele 75-Jährige auf diesem Planeten.
"The music will beat the shit out of you", tönte der Godfather des Punk im Vorfeld der Veröffentlichung großspurig und selbstbewusst. Es dauert keine zwei Minuten, da sind alle Zweifler und Nörgler wieder still. Der Mann mit der Lederhaut fällt schroff und garstig mit der Tür ins Haus. "Frenzy", so der Titel des Openers, markiert galligen Punk. Während Erbträger wie Frank Carter und Co noch wild klatschend Pogo tanzen, macht sich hinter der schweißnassen Fassade bereits die Wave-Pop-Generation der frühen 80er bereit. Plötzlich grüßt des Urhebers Stimmfarbe aus dem Souterrain. Nun strecken alle Bowie-Fans die Daumen nach oben ("Strung Out Johnny"). Großartig.
Die Eckpfeiler des Albums ragen hoch hinaus. Aber selbst die vermeintlichen Filler haben noch mehr zu bieten, als so manch Highlight der Branchenkonkurrenz. Das mit Funk-Einschüben und poppigem Chorus daherkommende "Comments" verdient genauso viel Applaus wie das abschließende Experimental-Feuerwerk "My Regency".
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"Golden Years" lautet der Titel des 14. Albums von Tocotronic und könnte nicht ironischer anmuten, wirft man dieser Tage einen Blick auf die Weltlage, die selten schlimmer war. Das sehen auch Dirk von Lowtzow, Jan Müller und Arne Zank nicht etwa anders, erklären im Interview mit ntv.de aber ihre Beweggründe für ihre Titelwahl. Zudem geht es um 30 Jahre Bandgeschichte, die Herausforderungen des Alterns und den Einfluss aktueller und persönlicher Krisen auf die kreative Arbeit. Tocotronic erklären, warum klare Sprache in der Musik politisch sein kann, sie ihre Fans bewundern und Nazis mit einem "Kiss of Death" bekämpft werden sollten.