Deutsche Autobauer haben asiatische Autos immer unterschätzt
n-tv
Die Autolawine aus China rollt, deutsche Autobauer bangen um ihre Zukunft. Kurios: Es ist nicht das erste Mal. Konkurrenz aus Japan und Südkorea wird in den 1970er und 90er Jahren auch erst belächelt, dann aber macht sich die nackte Angst breit. Genau wie heute.
Eine bittere Erkenntnis dieser Tage in den Konzernzentralen in Wolfsburg, Stuttgart und München dürfte sein, dass sich die Geschichte auf für sie unangenehme Weise wiederholt. Egal, ob Toyota in den 1970er Jahren, Hyundai in den 90ern oder jetzt die chinesischen Newcomer aus China mit BYD an der Spitze: VW, BMW und Mercedes waren nie auf die schnell wachsende Konkurrenz aus Asien vorbereitet. Der Siegeszug asiatischer Autobauer findet mit zuverlässiger Regelmäßigkeit im toten Winkel der deutschen Hersteller statt. Und immer wieder gibt es ein böses Erwachen.
Laien gibt das Rätsel auf, Autoexperten jedoch haben eine simple Erklärung parat: "Die deutschen Autobauer überschätzen sich", sagt Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut ntv.de. Sie seien immer zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Überheblichkeit sei in den 70ern das Problem gewesen, sie sei es noch heute, so der Autoexperte. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler pflichtet bei: "Der Erfolg der Deutschen hat sie unterm Strich ignorant gemacht", kritisiert der Autoanalyst im Gespräch mit ntv.de.
Wie sehr sich die Ereignisse von damals und heute tatsächlich ähneln, zeigt der Rückblick: Der Siegeszug der Japaner auf dem deutschen Automarkt begann Ende der 1960er Jahre. Sieben Jahre später hatten sie volumenmäßig die deutschen Hersteller bereits überholt. Es war die Halbierung der Importzölle von 24 auf 12 Prozent durch die Europäische Gemeinschaft, die für einen Dammbruch im Automarkt sorgte. Erst kam Honda, der kleinste Hersteller, 1971 folgte Toyota, 1972 Nissan. Nach der Ölkrise 1973 warteten alle mit Modellen und Extras auf, die die Deutschen nicht hatten: sparsame, zuverlässige Kleinwagen zu einem günstigen Preis mit guter Ausstattung. Ein VW Polo kam ohne Beifahrersonnenblende und Fußmatten. Die Japaner bauten in ihre Autos Elektronikzubehör ein, das es damals selbst bei Mercedes nur gegen Aufpreis gab.
Wie geht es für die Tausenden Beschäftigten bei VW weiter? Der Konzern plant, die Bezüge in der Krise zu kürzen. Die Arbeitnehmer kontern mit einem eigenen Zukunftskonzept. Noch gibt sich der Autobauer bedeckt, zum Start der dritten Tarifrunde mobilisiert die IG Metall zu einer großen Demonstration in Wolfsburg.