"Am besten, die EZB hält die Füße still"
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Angesichts historisch hoher Inflationsraten hat die EZB ihre Nullzinspolitik beendet. Weitere Zinserhöhungen in den kommenden Monaten gelten weithin als notwendig, um die Preise zu stabilisieren. Maurice Höfgen gehört zu einer kleinen Minderheit unter den Ökonomen, die weiterhin für niedrige Zinsen plädiert. Im ntv.de-Interview erklärt er, warum.
ntv.de: Jahrelang waren die Experten zerstritten über die Niedrigzinspolitik der EZB. Jetzt aber, mit Inflationsraten so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr, sind sich alle einig: Die Zinsen müssen steigen und zwar kräftig, um die Inflation wieder unter Kontrolle zu bekommen, oder?
Maurice Höfgen: Ich sehe die Zinserhöhungen sehr skeptisch. Inflation ist ja nicht gleich Inflation. Zinserhöhungen der Zentralbank und eine Sparpolitik des Staates sind vielleicht ein geeignetes Beruhigungsmittel, wenn brummende Wirtschaft und überhitzte Nachfrage die Preise treiben. Das ist aber nicht der Fall. Wir haben einen klassischen Angebotsschock: Ein Mangel vor allem an Gas lässt die Energiepreise und damit die Preise aller Güter, in denen viel Energie steckt, stark steigen. Bevor ein Arzt eine Therapie verschreibt, muss er eine fundierte Diagnose erstellen. Um die Preissteigerungen derzeit in den Griff zu bekommen, sind Zinserhöhungen sicher nicht die richtige Medizin. Wer das fordert, verlangt Unmögliches von der EZB.
Und was ist die richtige Therapie?
Wie geht es für die Tausenden Beschäftigten bei VW weiter? Der Konzern plant, die Bezüge in der Krise zu kürzen. Die Arbeitnehmer kontern mit einem eigenen Zukunftskonzept. Noch gibt sich der Autobauer bedeckt, zum Start der dritten Tarifrunde mobilisiert die IG Metall zu einer großen Demonstration in Wolfsburg.