Über der deutschen Autoindustrie zieht ein Orkan auf
n-tv
Obwohl der globale Automarkt gesund und munter ist, hat die seit Jahrzehnten erfolgsverwöhnte deutsche Autoindustrie schwer zu kämpfen. Kommt es zu einem Zollkrieg mit den USA und China, ist ihr Geschäftsmodell tot.
Binnen eines Jahres hat sich die Lage in der deutschen Autoindustrie um 180 Grad gedreht. Im Jahr 2023 noch historische Rekordumsätze und -gewinne, Wachstumsoptimismus und Champagner allerorten. Dieses Jahr Absatz- und Gewinneinbrüche in zweistelliger Größenordnung und düstere Zukunftsperspektiven. In den Vorstandsetagen macht sich Panik breit.
Batterie-Elektroautos (BEV) sind zu Ladenhütern geworden. Weil es an Nachfrage fehlt, sind die Lager der Händler voll. Die Autobauer mussten ihre Produktion drastisch schrumpfen. Das gilt sowohl für Stromer als auch für Luxusautos mit beiden Antriebsarten - also batteriebetrieben und mit Verbrennungsmotor, die für den Export bestimmt sind. Die Fabriken sind teils nur noch zu 50 Prozent oder weniger ausgelastet. Schichten werden gestrichen, ganze Werke stehen auf der Kippe, Massenentlassungen sind angekündigt. Besonders dramatisch: Die Misere der großen Autobauer zieht Hunderte kleinere und mittlere Zulieferer mit in den Abgrund. Und das, obwohl die Lust der Autofahrer auf Neuwagen weltweit in den vergangenen Jahren wieder deutlich gestiegen ist.
Zum ersten Mal seit Wirtschaftswunderzeiten hat ausgerechnet die erfolgsverwöhnte deutsche Autoindustrie zu kämpfen. Und das, obwohl der globale Automobilmarkt gesund und munter ist. Aber der Motor der deutschen Wirtschaft stottert - und damit auch der Automobilstandort Deutschland.
Wie geht es für die Tausenden Beschäftigten bei VW weiter? Der Konzern plant, die Bezüge in der Krise zu kürzen. Die Arbeitnehmer kontern mit einem eigenen Zukunftskonzept. Noch gibt sich der Autobauer bedeckt, zum Start der dritten Tarifrunde mobilisiert die IG Metall zu einer großen Demonstration in Wolfsburg.