"Wollen wir Autobahnen für mehr LKW ausbauen?"
n-tv
Güter gehören auf die Schiene - sagen Politik, Wirtschaft, Verkehrsplaner und vor allem die Deutsche Bahn. Nicht zum ersten Mal, denn die Argumente liegen auf der Hand: Volle Schienen und leere Straßen sind gut für die Verkehrswende, den CO2-Ausstoß, die Klimaziele und die Nerven. Dennoch geht es nicht voran, seit vielen Jahren stagniert der Anteil der Schiene am Warentransport, bestätigt auch Sigrid Nikutta: Der gesamte Verkehrsmarkt wachse durch unseren Konsum, über lange Jahre sei es einfacher gewesen, auf LKW statt auf Züge zu setzen, erklärt die Vorstandsvorsitzende der DB Cargo im "Klima-Labor" von ntv. In naher Zukunft erwartet sie dennoch eine Trendwende - dank einer Gesellschaft, die ihren CO2-Fußabdruck nachhaltig reduzieren will.
ntv: Sie wollen als Vorstandschefin der DB Cargo den Güterverkehr auf der Schiene ausbauen. In den vergangenen Jahren ist der Anteil allerdings leicht zurückgegangen. Wie wollen Sie die Wende schaffen?
Sigrid Nikutta: Wenn wir über den Klimawandel reden, sind sich alle Expertinnen und Experten einig, dass der größte Hebel zur CO2-Reduktion im Verkehrsbereich der Transport von Waren ist. Wenn ich diesen Hebel bewegen möchte, gibt es eine Menge Themen, an denen noch geforscht wird, wie Wasserstoff-LKW, Elektromobilität und Ähnliches. Es gibt mit dem Schienengüterverkehr aber auch einen Hebel, der bereits seit mehr als 100 Jahren eingesetzt wird: Waren auf der umweltfreundlichen Schiene transportieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das für 80 Prozent aller Waren der Fall. Dieser Wert ist über viele Jahre hinweg kontinuierlich gesunken auf einen Modal Split - das ist der Anteil der Schiene am Warentransport - von 18 bis 19 Prozent. Aber politisch ist das Ziel klar: 25 Prozent der Waren in Deutschland sollen auf der Schiene transportiert werden.
In den europäischen Chefetagen trübt sich der Blick auf die Lage ein. In der Industrie weitet sich die Krise aus - und nun schwächeln auch noch die Dienstleister. Vor Experten rückt eine Erholung der Konjunktur damit in einige Ferne. Einer der Gründe für den Pessimismus ist auch die politische Schwäche Deutschlands und Frankreichs.