Wein im Rhein - eine echte Rarität
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Der Anbau von Inselwein gilt als romantisch und aufwendig. Mitten im Rhein wachsen Trauben in isolierten Naturparadiesen heran - Winzer erreichen sie nur per Boot. Das Wasser dämpft Temperaturextreme, macht den Reben aber auch zu schaffen.
Mit einer Minifähre tuckert Friedrich Bastian zu seiner Insel. Mit "Preußens Gloria" setzt Stefan Lergenmüller auf sein Eiland über. Sein ehemaliges Lotsenboot transportiert oft auch Arbeitsgeräte für Winzer. 28 größere Rheininseln gehören zu Rheinland-Pfalz und sechs weitere zu Hessen. Doch größeren Weinbau auf einem Eiland in dem Fluss gibt es nur auf Bastians Insel Heyles'en Werth beim rheinland-pfälzischen Bacharach und auf Lergenmüllers Mariannenaue beim hessischen Eltville.
Bundesweit ist Inselwein eine Rarität. Dem Sprecher des Deutschen Weininstituts (DWI) in Bodenheim bei Mainz, Ernst Büscher, fallen nur noch die Weininsel im Main im fränkischen Kreis Kitzingen sowie die Bodenseeinseln Reichenau und Mainau mit Weinbau ein. Und nun auch die Nordseeinseln Sylt, Amrum und Föhr - dank des Klimawandels: "Es ist so, als wären diese Inseln 300 Kilometer nach Süden gerutscht."
Heyles'en Werth im Herzen des Welterbes Oberes Mittelrheintal ist 800 Meter lang, 150 Meter breit und außen mit einem Kranz von Pappeln und Weiden bewachsen. Sie schützen den Wein, der auf 1,7 meist hochwasserfreien Hektar wächst, vor Wind und die Insel vor Abtragung. Die Baumwurzeln halten mehrere Meter Flusssand fest, der sich auf Schiefer abgelagert hat. Beim gegenwärtigen Niedrigwasser des Rheins im trockenen Hochsommer scheint der Baumkranz nach oben gewandert zu sein - ganze Uferzonen sind rund um die Insel trockengefallen.
Öl, Gas und Kohle treiben den Klimawandel kräftig an. Durch die Nutzung dieser fossilen Brennstoffe werden laut einer Studie mehr als 37 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen - erneut ein Rekordwert. Um jetzt noch das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen, müssten Emissionen schon bald auf Null gesenkt werden.