Solarbranche sieht unüberwindbare Produktionshürden
n-tv
Drei Viertel aller Solarmodule stammen aus China. Um keine neue Abhängigkeit zu riskieren, will die EU deshalb bis 2030 eine heimische Industrie etablieren. Doch die Branche sieht eine Renaissance skeptisch. In Europa fehlen chinesische Produktionsvorteile und amerikanische Steueranreize.
Europa steht beim erhofften Wiederaufbau einer Solarindustrie nach Einschätzung der Branche vor nahezu unüberwindbaren Hürden. Der Kosten- und Größenvorteil insbesondere der chinesischen Hersteller ist mittlerweile so groß, dass der "Green Deal" der EU nur mit konzertierter politischer und finanzieller Unterstützung gelingen kann. Darüber hinaus locken die USA die verbliebenen europäischen Firmen mit immensen Subventionen über den Atlantik.
"Wenn wir in Europa mithalten wollen, brauchen wir jetzt einen energie- und industriepolitischen Doppelwumms", argumentiert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft. "Bei der Herstellung von Solarzellen und Solarmodulen haben die Asiaten in den vergangenen Jahren einen Skalierungsvorteil erlangt", sagt Körnig. "Auch die USA wollen mit dem Inflation Reduction Act (IRA) Solar-Gigafabs ins eigene Land holen." Skalierung bedeutet, dass ein Unternehmen umso günstiger produzieren kann, je mehr es herstellt: Eine große Fabrik produziert in aller Regel günstiger als eine kleine.
Derzeit beläuft sich die jährliche Produktionskapazität der europäischen Solarindustrie auf Module mit einer Gesamtleistung von gut 8 Gigawatt. Das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme schätzt den europäischen Anteil an der weltweiten Produktion auf ein Prozent und den chinesischen auf 75 Prozent.
In den europäischen Chefetagen trübt sich der Blick auf die Lage ein. In der Industrie weitet sich die Krise aus - und nun schwächeln auch noch die Dienstleister. Vor Experten rückt eine Erholung der Konjunktur damit in einige Ferne. Einer der Gründe für den Pessimismus ist auch die politische Schwäche Deutschlands und Frankreichs.