Panik vor Zinsen hat Wall Street im Griff
n-tv
Mit großer Nervosität erwarten Börsianer die Inflationsdaten, die am Freitag kommen. Obwohl die Fed die Zinsen anhebt, ist weiter mit steigenden Preisen zu rechnen. Die Notenbank wird wahrscheinlich mit weiteren Zinsschritten reagieren. Auch der Ölpreis bereitet Sorgen.
Zins- und Inflationssorgen haben die US-Börsen belastet. Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel um 1,94 Prozent auf 32.272,79 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 2,38 Prozent auf 4017,82 Punkte nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 büßte 2,74 Prozent auf 12.269,78 Zähler ein. Die Investoren fürchten, dass die anhaltend hohe Teuerung die US-Notenbank Federal Reserve veranlassen dürfte, die Zinsen schneller und stärker anzuheben als ursprünglich erwartet. "Wir werden keine robuste Erholung des Marktes erleben, bis das Gefühl besteht, dass der Inflationsdruck nachlässt, da dies darauf hindeuten würde, dass sich die Fed in die richtige Richtung bewegt hat und die Schwächung der Wirtschaft nicht drastisch war", sagte Quincy Krosby von LPL Financial. Die Europäische Zentralbank (EZB) hob ihre Inflationserwartungen deutlich an und signalisierte eine Reihe von Zinsanhebungen.
An den Finanzmärkten in den USA stieg die Nervosität im Vorfeld der am Freitag erwarteten Teuerungsdaten, unter anderem wegen der anhaltend hohen Ölpreise. Erwartet wird ein Anstieg der Verbraucherpreise im Mai um 0,7 Prozent. Beim Kernverbraucherpreisindex, der die volatilen Lebensmittel- und Energiesektoren ausschließt, wird mit 0,5 Prozent gerechnet. "Es gibt eine direkte Verbindung von höheren Preisen an der Zapfsäule für den US-Verbraucher zu einer höheren US-Inflation", sagte Huw Roberts, Leiter der Analytik bei Quant Insight. Öl der Nordsee-Sorte Brent kostete 123,53 Dollar je Barrel. An den Anleihemärkten zogen die Renditen spürbar an.
Zinsabhängige wachstumsstarke Unternehmen zählten an der Wall Street zu den größten Verlierern. Die Papiere der Bank of America gaben 2,5 Prozent nach, Aktien von Apple und Amazon um bis zu 4,2 Prozent. Aktien von US-Casinobetreibern gingen in die Knie, nachdem China der Branche neue Corona-Beschränkungen auferlegt hat. Einwohner des Bezirks Minhang in Shanghai wurden angewiesen, zwei Tage zu Hause zu bleiben, um das Risiko der Übertragung des Coronavirus einzudämmen.
In den europäischen Chefetagen trübt sich der Blick auf die Lage ein. In der Industrie weitet sich die Krise aus - und nun schwächeln auch noch die Dienstleister. Vor Experten rückt eine Erholung der Konjunktur damit in einige Ferne. Einer der Gründe für den Pessimismus ist auch die politische Schwäche Deutschlands und Frankreichs.