Mikroalge könnte Ursache für Fischsterben sein
n-tv
Bei der Suche nach den Ursachen des Fischsterbens in der Oder deutet sich ein Ergebnis an: Schuld könnte eine Mikroalge sein. Die hat sich möglicherweise durch einen zu hohen Salzgehalt im Wasser rasant ausgebreitet. Das wirft auch Fragen an deutsche Behörden auf.
Auf der Suche nach der Ursache für das massenhafte Fischsterben in der Oder haben die Forscher weiter eine giftige Algenart im Blick, die sich im Fluss rasant entwickelt hat. Mittlerweile sei die Mikroalge mit dem Namen Prymnesium parvum identifiziert worden, sagte der Gewässerökologe Christian Wolter. "Die Art ist bekannt dafür, dass es gelegentlich zu Fischsterben kommt". Unklar sei nach wie vor, ob das Toxin der Alge der Grund für das Fischsterben in der Oder sei. Ob sie in diesem Fall Giftstoffe produziert hat, müsse noch nachgewiesen werden, betonte der Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Er sprach von einer massiven Algenblüte mit 200 Mikrogramm pro Liter und mehr als 100.000 Zellen pro Milliliter Wasser. Für den Menschen sei das Toxin der Alge aber ungefährlich.
Eigentlich lebe die Algenart im Brackwasser, beschrieb Wolter. Das entsteht typischerweise an Flussmündungen, wo sich Süß- und Salzwasser vermischen. Doch in einem salzhaltigen Milieu könne sie gut wachsen, sagte der Gewässerökologe. Zudem brauche die Alge hohe PH-Werte. "Als Brackwasserart würde sie ansonsten in der Oder keine Massenentwicklung bilden". Für den Fachmann besteht damit ein klarer Zusammenhang zwischen einer Salzeinleitung und der Algenentwicklung. Er persönlich glaube nicht an einen Unfall, sagte Wolter.
Zu Wolters Hypothese passen Ergebnisse, die der "Spiegel" aktuell veröffentlichte. Demnach hätten sich wichtige Messwerte in der Oder bereits Anfang August geändert, das Brandenburger Umweltamt (LfU) sei allerdings lange untätig geblieben. Ganz besonders markant gelte das für die elektrische Leitfähigkeit - ein Indikator, wie viele Salze im Wasser gelöst sind. Der Wert habe am 1. August bei 1300 Mikrosiemens pro Zentimeter gelegen sei die folgenden Tage gestiegen - 1400 am 2. August, 1700 am 5. August -, bis er am 6. August auf 2000 Mikrosiemens betragen habe. Laut Wolf von Tümpling, Leiter der Abteilung Gewässeranalytik und Chemometrie am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, weist dies darauf hin, dass im Wasser Salze seien, die dort in dieser Konzentration nichts zu suchen haben.