"Frieren für den Frieden" ist auch gesünder
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Wenn weniger Gas aus Russland kommt, wird Heizen teurer und möglicherweise auch schwieriger. Aus gesundheitlicher Sicht sind kühlere Wohnungen selbst bei niedrigeren Temperaturen kein Problem - im Gegenteil.
Bei sommerlichen Temperaturen diskutiert Deutschland über die Aussicht auf kühlere Wohnungen im Winter. Weil nicht klar ist, wie es mit den Gaslieferungen aus Russland weitergeht, steht der Vorschlag im Raum, dass Mietwohnungen künftig etwas kälter bleiben sollen. Wer sich bei 30 Grad gerade pudelwohl fühlt, dem dürfte die Aussicht auf weniger als 20 Grad im Wohnzimmer einen kühlen Schauer über den Rücken jagen. Aber welche Temperatur ist gesund?
Das Umweltbundesamt (UBA) rät den Deutschen schon lange zu kühleren Innentemperaturen: "Die Raumtemperatur sollte im Wohnbereich möglichst nicht mehr als 20 Grad Celsius betragen", heißt es beim UBA. In der Küche empfiehlt das UBA 18 Grad und im Schlafzimmer 17 Grad, schränkt aber ein: "Entscheidend ist in allen Fällen die individuelle Behaglichkeitstemperatur." "Die Temperatur, die wir subjektiv als angenehm empfinden, liegt fast immer höher als das, was gut und gesund ist", sagt dagegen Prof. Stephan Vavricka, Facharzt für Innere Medizin am Zentrum für Gastroenterologie und Hepatologie in Zürich.
Ein bisschen zu frieren schade keineswegs, im Gegenteil: "Eigentlich wäre es gesund, wenn wir täglich vor Kälte zittern, denn dabei wird Fettgewebe abgebaut." Dass der eine bei 25 Grad fröstelt und der andere bei 20 Grad schwitzt, liegt Vavricka zufolge an der unterschiedlichen Thermogenese. Das ist die Fähigkeit, selbst Wärme zu produzieren. Sie entsteht als Nebenprodukt von Stoffwechselprozessen, etwa bei der Verdauung oder durch Muskelaktivität. In der Regel könnten dickere Menschen leichter Wärme produzieren als dünne, sagt Vavricka. Daher seien sie üblicherweise auch weniger kälteempfindlich.