Erzbischof findet "Vaterunser" patriarchalisch
n-tv
Ist Gott ein Mann, eine Frau oder nichts von beiden? Diese Debatte führen Gläubige schon länger. Nun legt der Erzbischof von York nach und rüttelt am zentralen Gebet "Vaterunser". Konservative Christen erinnern ihn an den Text der Heiligen Schrift, Liberale verweisen auf kirchliche Missbrauchsskandale.
Der Kirche in Großbritannien steht theologischer Ärger ins Haus: Der Erzbischof von York hat angemerkt, dass die Einleitung des Vaterunsers, das seit 2000 Jahren von Christen auf der ganzen Welt rezitiert wird, aufgrund ihrer patriarchalischen Assoziation "problematisch" sein könnte. In seiner Eröffnungsrede vor der Generalsynode der Kirche von England befasste sich Stephen Cottrell mit dem Geschlecht Gottes im Gebet "Vaterunser", wie etwa der "Guardian" und "der Telegraph" berichteten.
Wörtlich sagte der Erzbischof: "Ich weiß, dass das Wort 'Vater' für diejenigen problematisch ist, deren Erfahrungen mit irdischen Vätern destruktiv und missbräuchlich waren, und für uns alle, die viel zu sehr unter einem unterdrückenden patriarchalischen Einfluss auf das Leben gelitten haben." Mit seinen Ausführungen nahm Cottrell Bezug auf eine frühere Sitzung der Synode im Februar, auf der mehrere Pfarrer eine geschlechtsneutrale Vorstellung Gottes gefordert hatten, um diese Formen auch im Gottesdienst zu verankern.
Bereits im Februar hatten Konservative den Vorstoß zurückgewiesen. Männliche und weibliche Bilder seien nicht austauschbar, zitiert der "Telegraph" die Begründung. Nach Cottrells Rede wies der Kanoniker Chris Sugden, Vorsitzender der konservativen Gruppe Anglican Mainstream, darauf hin, dass Jesus in der Bibel die Menschen dazu auffordert, zu "unserem Vater" zu beten. "Behauptet der Erzbischof von York, dass Jesus Unrecht hatte, oder dass Jesus sich der Seelsorge nicht bewusst war? Es scheint sinnbildlich für den Ansatz einiger Kirchenführer zu sein, sich eher an der Kultur als an der Heiligen Schrift zu orientieren." Auch der Pfarrer Ian Paul verwies auf den Bibel-Text: "Es steht uns nicht frei, diese klare und konsistente Lehre der Heiligen Schrift abzulehnen."