Der Hummer ist der Hammer
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Fachwerkhäuser, lauschige Städtchen, Weinberge allüberall - das Elsass ist ein Kleinod im Osten Frankreichs. Auch kulinarisch ist die Grenzregion aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht - bei alten Legenden und neuen Sterneköchen werden Gourmetträume erfüllt.
Irgendwie sieht es auf Fotos immer so aus, als würde das Flüsschen Ill ganz gemächlich in seinem Bett dahinziehen. Aber wenn man dann mal in echt auf der Terrasse der Auberge de l'Ill sitzt, dann wird klar: Der Bach fließt ziemlich schnell und es gäbe wohl keine bessere Metapher an dieser Stelle - denn auch in dem wunderbaren alten Fachwerkhaus am Ufer geht so gar nichts gemächlich zu. Aus dem Speisesaal fließt der Fluss, davor steht die ausladende Trauerweide und innen kocht die riesige Brigade mit den weißen Kochmützen.
Es ist Frühling im Elsass - zugleich Jahr fünf, seit Marc Haeberlin seinen dritten Stern verloren hat. Er erinnert sich noch genau daran, wie das Küchentelefon klingelte - am anderen Ende war Gwendal Poullenec, der neue Chef des Guide Michelin.
"Nach dem Anruf habe ich mein Team informiert. Alle haben geweint. Der Sommelier saß in der Ecke am Boden und hielt den Kopf in den Händen. Es war furchtbar, es war brutal", erinnert sich Marc Haeberlin. Ein Commis, der vor Jahren bei ihm gelernt hatte, sagte ironisch: "Ich hab' noch nie in einem Zwei-Sterne-Lokal gearbeitet." Doch heute scheint es, als sei er gar nicht mehr so unglücklich darüber. Schließlich reden nur wenige von all den Restos, die die drei Sterne behalten - bis heute aber ist der Verlust des dritten Macaron in der Auberge ein Thema - und das bringt Kundschaft.