Christentum nördlich der Alpen doch früher verbreitet?
n-tv
Bislang stammen sichere Nachweise für christliches Leben nördlich der Alpen aus dem 4. Jahrhundert. In Frankfurt entdecken Forscher bei Ausgrabungen 2018 jedoch einen noch älteren Beleg. Wird der Fund die Geschichtsschreibung verändern?
Das Christentum ist nördlich der Alpen offenbar schon einige Jahrzehnte früher verbreitet gewesen als bislang belegt. In einem bei einer Ausgrabung auf einem römischen Friedhof in Frankfurt am Main entdeckten etwa 1800 Jahre alten Silberamulett wurde ein sehr frühes Glaubensbekenntnis zum Christentum gefunden, wie die Stadt Frankfurt mitteilte. Alle bisherigen gesicherten Nachweise für den christlichen Glauben nördlich der Alpen seien mindestens 50 Jahre jünger.
Das Grab, in dem das rund dreieinhalb Zentimeter große Amulett bereits im Jahr 2018 bei Ausgrabungen im Nordwesten Frankfurts gefunden wurde, stammt demnach aus dem Zeitraum zwischen 230 und 270 nach Christus. Der darin begrabene Mann gab sich mithin offen als gläubiger Christ zu erkennen, was nach Angaben der Stadtverwaltung zumindest zu dieser Zeit noch "absolut außergewöhnlich" war. Das Christentum breitete sich nach der Jahrtausendwende zwar allmählich im Römischen Reich aus, war aber zunächst verboten. Erst 311 wurde es offiziell geduldet, 380 wurde es zur Staatsreligion.
Hinweise auf frühe christliche Aktivitäten in den römischen Provinzen Gallien und Obergermanien nördlich der Alpen gab es der Frankfurter Stadtverwaltung zufolge schon seit dem späten zweiten Jahrhundert, gesicherte Nachweise aber in der Regel erst ab dem vierten Jahrhundert. Mit dem Fund der sogenannten Frankfurter Silberschrift sei nun klar, dass "der erste Christ nördlich der Alpen" in der römischen Stadt Nida gelebt habe, die heute auf Frankfurter Stadtgebiet liege, teilte die Stadtverwaltung mit.