Wie das "Finale Dahoam" den FC Bayern veränderte
n-tv
Das Champions-League-Finale findet 2025 wieder in München statt. Seit dem "Finale Dahoam" 2012 wird es dort das erste Endspiel der Königsklasse sein. Die Partie traumatisiert den deutschen Rekordmeister und krönt ein umstrittenes Milliarden-Projekt. Auch nach dem Drama bleiben die Klubs auf seltsame Art verbunden.
Als Bastian Schweinsteiger den letzten Elfmeter verwandelt, brechen alle Dämme. Die in weiß gekleideten Madrilenen brechen zusammen. Das Bayern-Team rast von der Mittellinie auf ihren Siegtorschützen zu, der steht längst oberkörperfrei vor der Kurve der Auswärtsfans. Als er später gefragt wird, was das für ihn bedeutet, antwortet Schweinsteiger schlicht: "Alles." Für den gesamten Verein endet an diesem 25. April 2012 eine im November 2010 ausgerufene Jagd von - natürlich - Uli Hoeneß. "Vergesst nicht: 2012 findet das Finale in München statt, und da müssen wir dabei sein", ließ der Patron vom Tegernsee damals verlauten.
Durch den Sieg über Real Madrid im Halbfinal-Rückspiel sind sie dabei. Sogar der Gegner steht zu diesem Zeitpunkt schon fest: der FC Chelsea. Der erst von Oligarch Roman Abramowitsch nachhaltig auf die europäische Landkarte gesetzte Londoner Klub hatte überraschend den FC Barcelona ausgeschaltet, entscheidendes Tor des eigentlichen Transfer-Flops Fernando Torres inklusive. Die Erwartung ist klar: Bayern hat Real geschlagen, die spielen zu Hause, die werden Champions-League-Sieger. Selbst wenn man die bis heute einzigartige Konstellation des Heimspiels in einem Champions-League-Finale ausklammert, sehen die Bayern aus wie der klare Favorit. Die Mannschaft des FC Chelsea ist über ihren Zenit, die Stars Frank Lampard und Didier Drogba sind beide 34 Jahre alt. An der Seitenlinie steht mit Roberto di Matteo ein Trainer, der in der Königsklasse über keinerlei Erfahrung verfügt (in seiner skurrilen Laufbahn coacht er bis heute lediglich bei 17 CL-Partien, sechs davon als Trainer des FC Schalke 04).
Vorzeichen hin oder her, die Finalpartie folgt einem Skript, das nur aus einem einzigen Grund zu bestehen scheint: dem FC Bayern das Herz zu brechen. So unermüdlich wie erfolglos rennen die Bayern die meiste Zeit des Spiels auf das Tor der Blues. Als Thomas Müller in der 83. Minute mit dem 1:0 endlich das Stadion explodieren lässt, gleicht Didier Drogba nur fünf Minuten später nach der ersten Ecke des FC Chelsea aus. Die Londoner retten sich in die Verlängerung, in der Arjen Robben einen Elfmeter verschießt. In einer bitteren, beinahe spöttischen Endsequenz steht erneut Bastian Schweinsteiger als letzter Bayern-Schütze des Elfmeterschießens am Punkt, nagelt den Ball an den Pfosten und will nur noch im Boden versinken. Eiskalt schiebt Drogba danach zum Sieg ein. Der FC Chelsea gewinnt als erster und bis heute einziger Londoner Klub das Endspiel der Königsklasse und taumelt siegestrunken in den Flieger zurück auf der Insel. Der FC Bayern wird zurückgelassen. Mitten in einer Party, die nie stattfand, obwohl sich die ganze Stadt den Abend freigehalten hatte.
Endlich muss die Konkurrenz wieder das Fernglas rausholen. Nach einer äußerst heiklen Saison dominiert der FC Bayern München die Fußball-Bundesliga der Männer. Bereits jetzt könne der Rekordmeister die Meisterfeier planen, sagt Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Er ist auch aus anderen Gründen rundum zufrieden.