Russland fliegt bei weltgrößter Forschungsmaschine raus
n-tv
Rund 1000 russische Forschende wirken am europäischen Kernforschungszentrum Cern mit. Doch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen sich bald aus Genf verabschieden - als Folge des Angriffskriegs auf die Ukraine. Die Forschung stellt das vor ein Problem.
Das Ende der jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit Russland steht bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in Genf bevor - negative Folgen für die Wissenschaft sind nicht auszuschließen. Davor warnte Beate Heinemann, Direktorin für den Bereich Teilchenphysik am Deutschen Elektronen-Synchrotron Desy in Hamburg. "Russland hat starke Expertise im Ingenieurswesen", sagte Heinemann. "Es ist nicht so, dass bestimmte Forschung durch das Ende der Zusammenarbeit nun unmöglich wird, aber es macht die Sache schwieriger und es könnte zu Verzögerungen kommen."
Das seit 1954 bestehende CERN ist eine der weltweit bedeutendsten Forschungseinrichtungen für Teilchenphysik. Unter anderem gibt es dort den leistungsstärksten Teilchenbeschleuniger der Welt. Viele Tausend Wissenschaftler aus Dutzenden Ländern arbeiten an CERN-Experimenten. Aus Russland waren etwa 1000 Wissenschaftler beteiligt, wie der CERN-Forschungsdirektor Joachim Mnich erklärte. Sie hätten sehr dabei geholfen, ihre Expertise vor dem Ausscheiden so weit wie möglich weiterzugeben. "Eine Detektor-Komponente können wir nicht weiterbetreiben, aber das ist keine große Lücke. Wir hoffen, dass es keinen größeren Verlust in der Wissenschaftsausbeute geben wird."
Das CERN hatte als Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine 2023 beschlossen, die Zusammenarbeit mit Russland und Belarus zu beenden. "Wir haben am CERN mit Russland auch im Kalten Krieg zusammengearbeitet, getrieben von wissenschaftlicher Neugier, in friedlichem Umfeld. Das scheint nicht mehr möglich zu sein, und das ist extrem schade", sagte Markus Klute, Leiter des Instituts für experimentelle Teilchenphysik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Das KIT arbeitet wie das DESY, ein Zentrum zur Erforschung von Materie, eng mit dem CERN zusammen.
Es gibt viele gute Nachrichten - doch sie gehen oft unter und manche Zeiten wie etwa die vergangenen Monate fühlen sich besonders negativ an. Kriege und Krisen scheinen sich zu häufen. Allerdings: Menschen nehmen negative Informationen auch deutlich stärker wahr als positive. Dieser Effekt hat durchaus einen Nutzen.