Warum fassen sich Menschen so oft ins Gesicht?
n-tv
Kinder hören oft die Ermahnung: Finger aus dem Gesicht! Dabei fassen sich auch Erwachsene dort an - und zwar sehr häufig. Aber warum sollte das schaden? Und können Gesichtsberührungen auch positive Effekte haben? Ein Experte klärt auf.
Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wie oft sie sich täglich ins Gesicht fassen. Der Psychologe Julian Packheiser von der Ruhr-Universität Bochum forscht unter anderem zu Gesundheitseffekten von Berührungen und berichtet im aktuellen Magazin "Spektrum Psychologie", dass Menschen das durchschnittlich 50-mal pro Stunde tun - das ergibt bis zu 800 Berührungen pro Tag. Manche davon haben einen praktischen Zweck, etwa um die Frisur zu richten oder müde Augen zu reiben. Doch die meisten erfolgen ohne ersichtlichen Grund.
Packheiser erklärt, dass unbewusste Gesichtsberührungen eine wichtige Funktion erfüllen könnten: "Laut neueren Theorien dienen unbewusste Gesichtsberührungen zur Stressreduktion und helfen, den Gefühlshaushalt zu regulieren."
Berührungen im Allgemeinen fördern bekanntermaßen die Gesundheit, so der Psychologe. Sie können Ängste lindern, Traurigkeit mindern, Schmerzen reduzieren und sogar den Blutdruck senken. Das gilt nicht nur für Kontakt mit anderen: Forschende der Goethe-Universität Frankfurt fanden 2021 in einer randomisierten kontrollierten Studie heraus, dass sowohl Berührungen von anderen als auch von einem selbst vor einer Stresssituation einen Effekt auf das Stresslevel der Teilnehmer und Teilnehmerinnen hatten.