Experte: Deutsche unterschätzen Extremwetter
n-tv
Den Menschen in Deutschland fehlt nicht nur die Erfahrung im Umgang mit Katastrophenwarnungen - sondern auch das Bewusstsein, dass extreme Wetter auch hierzulande für Verwüstungen sorgen. Dabei liegt die Ahrtal-Flut nur wenige Monate zurück. Experten haben aber Ideen, das zu ändern.
Trotz des verheerenden Hochwassers im Ahrtal im Sommer 2021 fehlt den Menschen in Deutschland nach Expertenansicht das Risikobewusstsein für extreme Wetterereignisse. "Wir neigen dazu zu denken, dass es Naturkatastrophen bei uns nicht gibt", sagte Benni Thiebes, Geschäftsführer des Deutschen Komitees Katastrophenvorsorge, zu Beginn der Fachtagung "Wasserextreme als Folge des Klimawandels" im Klimahaus Bremerhaven.
Um Menschen besser für mögliche Gefahren zu sensibilisieren, könnten zum Beispiel bei Dorffesten die vorhandenen Hochwasserlinien an Gebäuden mit blauen Luftballons markiert und so diese auch thematisiert werden. Das Risikobewusstsein sei ein wichtiger Schritt, um mit einer Krise, wenn sie eintrete, besser umgehen zu können. Mit dem Klimawandel steige die Wahrscheinlichkeit für extreme Wetterereignisse auch in Deutschland, sagte die Direktorin des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts, Antje Boetius. Aber nicht nur die Erwärmung der Erde sorge für vermehrten Starkregen und Dürre, auch die menschengemachte Bebauung. Eine genaue Vorhersage solcher Ereignisse sei weiterhin schwierig.
Früher seien vor allem die Anrainer von Flüssen von Starkregenrisiken betroffen gewesen, sagte Thiebes. Inzwischen seien Risiken überall vorhanden. Boetius sagte, es sei richtig und weitsichtig, vorsorglich die Deichlinien zu erhöhen, so wie Deutschland es tue. Extremregen in Städten stelle aber auch die vorhandene Kanalisation infrage. Sie müsse entsprechend angepasst werden. "Wir müssen den Menschen klarmachen, dass es mittlerweile auch bei uns um Leben und Tod geht", sagte Boetius.