Celeste Ng macht "great trouble"
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Celeste Ng ist eine überaus freundliche und höfliche Person. Verwendet man Begriffe, die sie selbst anders nutzen würde, macht sie einen klugen Vorschlag, statt ihr Gegenüber zu belehren. Zum Beispiel, wenn sie bei Lesungen oder Interviews darauf angesprochen wird, dass sie in einer interkulturellen Ehe lebt, denn ihr Mann sei ja Amerikaner. "Ich würde 'white American' sagen", ist Ngs ruhige Antwort darauf. Denn Amerikanerin ist sie ja auch. Mit dem Unterschied, dass ihre Eltern aus Hongkong eingewandert sind. Auf solche Nuancen hinzuweisen, gelingt Ng auch in ihren erfolgreichen Büchern. Dort muss sie allerdings schon mal die Lautstärke aufdrehen, um ihr Anliegen deutlich zu machen. Dass sie den Willen und die Kraft dazu hat, verrät ein kleines Tattoo auf dem Arm der Autorin: "good trouble" ist da zu lesen. Ihre Romane kann man als "great trouble" im besten Sinne bezeichnen.
In ihrem neuesten Buch "Unsre verschwundenen Herzen" nimmt sie die Leser mit in eine nahe Zukunft. Darin haben die USA nach jahrelanger Krise eine Vielzahl von Gesetzen, den fiktiven "Preserving American Culture and Traditions Act, PACT", erlassen, der die "amerikanische Kultur" bewahren soll. Und der dazu führt, dass asiatisch gelesene Menschen nicht nur diskriminiert werden, sondern auch ihre Kinder verlieren können. Auch diejenigen, die gegen das harsche System protestieren, laufen Gefahr, dass ihr Söhne und Töchter fortgebracht und in patriotische Haushalte umgepflanzt werden.
Beim zwölfjährigen Bird, der Hauptfigur in "Unsre verschwundenen Herzen" ist es andersherum: Seine Mutter Margaret hat die Familie verlassen. Sie ist seit drei Jahren fort, als der Zwölfjährige einen Brief von ihr erhält. Drei Jahre ohne ein Wort und nun nur ein Blatt Papier mit Zeichnungen darauf. Zeichnungen von Katzen. Große, kleine, gestreifte, freche. Was will sie ihm damit sagen? Bird macht sich auf die Suche. Nach seiner Mutter, nach den Gründen für ihr Verschwinden und nach der Wahrheit, die der Welt, wie er sie bisher kannte, zugrunde liegt. Auf einmal sieht er überall Zeichen. Sind sie von seiner Mutter?
ntv.de: Sie haben geschafft, was bestimmt nur wenigen gelingt: Sie haben Stephen King mit Ihrer Romanversion der USA Angst eingejagt - nachzulesen in seiner Top-Rezension Ihres Buches in der New York Times.