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"Zweckentfremdung ist eine große PR-Aktion"
n-tv
Die Zustimmungswerte für US-Präsident Biden fallen. Gleichzeitig sorgen hohe Preise an der Zapfsäule für schlechte Stimmung im Land. Biden hält dagegen - und flutet den Ölmarkt mit strategischen Reserven. Im Interview erklärt RWI-Wirtschaftsforscher Manuel Frondel, ob das funktionieren kann.
Herr Frondel, in den USA zapft Präsident Joe Biden die strategische Ölreserve an, um die Spritpreise zu drücken, die auf einem Siebenjahreshoch sind. Wird das funktionieren?
Manuel Frondel: Diese aktionistische Maßnahme zur Beruhigung der amerikanischen Autofahrer kurz vor Thanksgiving wird nur geringe lokale und allenfalls sehr kurzfristige Auswirkungen haben. Die Freigabe von insgesamt 50 Millionen Barrel aus der US-Ölreserve entspricht gerade einmal etwa der Hälfte des weltweiten Tagesverbrauchs von Rohöl. Der lag vor Corona bei rund 100 Millionen Barrel.
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Im Kampf gegen die hohe Inflation in den Jahren 2022 und 2023 setzt die Europäische Zentralbank die Leitzinsen hoch, um die Preise stabil zu halten. Dafür müssen die Währungshüter ein Minus von fast acht Milliarden Euro in den Bilanzen ausweisen. Das ist der höchste Verlust in der Geschichte der EZB.
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Die Marke mit dem Stern glänzt weniger hell als zuletzt. Der wichtige Markt China ist zunehmend ein Problem. Die Nachfrage nach Steckerautos liegt hinter den Erwartungen. Zweimal muss Mercedes die Erwartungen bremsen. Am Ende sackt das Ergebnis um ein Drittel ab. Die Dividende wird gekürzt. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht.
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Verdi ist im aktuellen Tarifstreit unzufrieden: In der zweiten Runde habe es kein Angebot gegeben. Daher versucht die Gewerkschaft, mit einem Branchenstreiktag ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen. Das bekommen Millionen Menschen am Freitag zu spüren. Dann fahren Bus und Bahn in sechs Bundesländern nicht.