Wenn "Glauben" zu Empörung wird
n-tv
Ferdinand von Schirach hat eine Mission: den Deutschen ihr eigenes Justizsystem begreifbar zu machen. Das ist auch der Subtext der neuen Serie "Glauben", die nun auf RTL+ Premiere feiert. Doch vor allem handelt es sich um einen hervorragenden Thriller, der aktueller kaum sein könnte.
Wir schreiben die Mitte der 1990er-Jahre. Im rheinland-pfälzischen Städtchen Worms scheinen sich gerade wahrlich abscheuliche Dinge zugetragen zu haben. Rund zwei Dutzend Erwachsene sollen sich zu einem Pornoring zusammengeschlossen und systematisch Kinder missbraucht haben. Die öffentliche Empörung ist natürlich dementsprechend groß, als sie vor Gericht gestellt werden.
Doch auch die Konsequenzen für die Beschuldigten sind immens. Die Kinder werden ihnen entzogen, ihr soziales Umfeld wendet sich ab, sie verbringen bis zu 21 Monate in Untersuchungshaft, sie sind finanziell ruiniert, eine 70-jährige Angeklagte stirbt in ihrer Zelle.
Der finale Showdown im "Sommerhaus der Stars" bringt dem Siegerpaar Sam Dylan und Rafi Rachek 50.000 Euro mehr auf dem Konto ein. Doch das Finale sorgt vor allem durch Eskalationen und Handgreiflichkeiten für Gesprächsstoff. Zuschauer diskutieren: Haben wir alle Trash-TV etwa jahrelang falsch verstanden?