Ist es in Schwaben wirklich so schlimm?
n-tv
Auf dem Land versteht man die Städter nicht, andersherum ist es genauso. "Lass sie gehen" kippt Öl ins Feuer der zunehmenden Entfremdung, indem es ein Klischee ans nächste reiht. Dabei zeigt der Film an manchen Stellen, was aus ihm hätte werden können.
Schon mal von Bichishausen gehört, dem 120-Seelen-Ort auf der Schwäbischen Alb? Es gibt dort eine Kirche, eine Burgruine, und ein Gasthaus mit dem schönen und sehr deutschen Namen "Hirsch". Durchs Dorf fließt ein Flüsschen, eingerahmt von Hängen auf beiden Seiten, an denen sich Mischwald und Magerwiesen mit hübschen Felsformationen abwechseln. Kurzum: Bichishausen ist ein wirklich schönes Fleckchen Erde, der Inbegriff deutscher Romantik.
Allerdings nur, wenn man nicht zu tief in die Seele des Dorfes schaut. Im Stuttgarter "Tatort" muss Bichishausen nämlich als Beispiel für so ziemlich jedes Klischee herhalten, das Städter vom Leben auf dem Land haben: In Waldingen, wie Bichishausen im Krimi heißt, pflegt der Stammtisch im gleichnamigen "Hirsch" seinen Alltagsrassismus. Jeder redet über jeden, natürlich hinter vorgehaltener Hand und immer schlecht. Es wird gesoffen, was das Zeug hält, ständig kläfft irgendwo ein Hund und wenn einer mal aus der Reihe tanzt, steht sofort der Mob auf der Matte.