Industrie glaubt nicht an früheren Kohleausstieg
n-tv
Bis 2030 sollen in Deutschland 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen, so steht es im Koalitionsvertrag. Der Bundesverband der Deutschen Industrie hält das Vorhaben für unrealistisch. Für den Ausstieg brauche es ausreichend Reservekapazitäten - und die gebe es nicht.
Die Industrie sieht kaum noch Chancen für einen vorgezogenen Kohleausstieg in Deutschland. Als Grund nannte Industriepräsident Siegfried Russwurm eine bisher fehlende Strategie von Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck über Anreize zum Bau neuer Gaskraftwerke. "Es ist höchst ärgerlich, dass wir in die Situation kommen könnten, Kohlekraftwerke länger weiterbetreiben zu müssen, weil es keine ausreichenden anderen Reservekapazitäten gibt."
Die Bundesregierung setzt beim Umbau des Stromsystems auf erneuerbare Energien aus Wind und Sonne. Ziel ist es, dass 80 Prozent des verbrauchten Stroms in Deutschland im Jahr 2030 aus erneuerbaren Quellen kommt. Derzeit ist es etwas mehr als die Hälfte.
Unternehmen warten seit Langem auf eine Kraftwerkstrategie von Habeck, die eigentlich bereits im Sommer vorgelegt werden sollte. Neue Gaskraftwerke sollen in "Dunkelflauten" - wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint - als "Backup" einspringen, um die Stromnachfrage zu decken. Sie sollen zunächst mit Erdgas und später mit klimaneutralem Wasserstoff betrieben werden. Energieunternehmen scheuen aber bisher Investitionen, weil sich die neuen Kraftwerke bisher nicht rechnen.