Frauen im Iran lassen sich nicht einschüchtern
n-tv
Wenige Wochen bevor sich der Tod der Protestikone Jina Mahsa Amini erstmals jährt, verschärft Irans Staatsführung den Kurs. Die Sittenwächter kontrollieren die Kopftuchpflicht wieder, Journalistinnen stehen vor Gericht. Doch der Widerstand in der Gesellschaft wächst.
Es ist glühend heiß in Teheran, mit etwas Glück weht eine Brise in der Metropole am Fuße des Elburs. Viele Frauen tragen offene Haare oder luftige Kleider. Vor einem Jahr wäre das noch undenkbar gewesen in der Islamischen Republik Iran. Nach den Aufständen im Herbst ignorieren immer mehr Frauen die strengen Kleidungsvorschriften, auch als Zeichen des stillen Protests.
"Am Anfang habe ich mich gefürchtet, als ich das erste Mal ohne Kopftuch nach draußen gegangen bin. Jetzt nicht mehr", erzählt Mina an einem heißen Juliabend in der Millionenstadt. Gleich am Tag der Rückkehr der berüchtigten Sittenwächter der iranischen Polizei wurde die Frau, die eigentlich anders heißt, mit ihrer Freundin das erste Mal seit Monaten wieder verwarnt. Rund zwei Wochen ist das her.
Ausgelöst vom Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini, die von jener Moralpolizei festgenommen worden war, brachen im Herbst 2022 die schwersten Proteste seit Jahrzehnten los. Der Staat ging rigoros dagegen vor und ließ sieben Demonstranten hinrichten. Zwei iranische Journalistinnen stehen an diesen Tagen wieder vor Gericht. Nilufar Hamedi und Elaheh Mohammadi waren unter den ersten, die über den Tod Aminis berichtet hatten. Irans Geheimdienst wirft ihnen Staatsverrat vor, seit mehr als 300 Tagen sind sie nun in Haft. Ein gefürchteter Richter, Abolghassem Salawati, der in der Vergangenheit zahlreiche Todesurteile gegen Demonstranten verhängte, soll das Urteil sprechen. Noch ist unklar, wann das sein soll.
Eine 14-Jährige muss nach Angaben der Staatsanwaltschaft über Monate ein unvorstellbares Martyrium ertragen: Die Stiefmutter des Mädchens soll sie teils wochenlang in der Dusche eingesperrt und misshandelt haben - mit Wissen und Hilfe des Vaters und ihrer Tochter. In Neubrandenburg startet jetzt der Prozess.