Eine Ghetto-Laufgruppe rettet Leben
n-tv
Gleich neben dem Bankenbezirk von Los Angeles liegt Skid Row: ein Viertel, in dem etwa 8000 Obdachlose in Zelten oder auf der Straße leben. Eine Laufgruppe hilft Drogenabhängigen und ehemaligen Sträflingen, ihre Sucht zu bekämpfen und ihre Leben zu ordnen. Doch es geht um viel mehr.
5 Uhr morgens. Zelt an Zelt reiht sich in der dunklen Straße im Zentrum von Los Angeles. Downtown mit dem ultrareichen Bankendistrikt liegt nur zwei Straßen weiter. Die Lichter riesiger Wolkenkratzer funkeln in der klaren Nacht, wirken in Skid Row, der Hauptstadt der Obdachlosigkeit in den USA, aber falsch und fremd. Denn hier funkelt nichts. Straßenlaternen werfen ein schummriges Licht in Hausecken und auf auf dem nackten Bürgersteig kauernde Menschen. Es stinkt nach Müll und menschlichen Ausscheidungen. Nach Elend.
2020 waren in den USA laut dem Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung 580.466 Menschen obdachlos, mehr als ein Viertel davon in Kalifornien, etwa 64.000 im L.A. County. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump sagte im Herbst 2019, die Obdachlosigkeit in L.A. sei eine "Schande" und zu einer "Krise" verkommen - und die Zeltstädte gehörten von der Polizei geräumt. Im ganzen L.A. County war die Obdachlosigkeitsrate 2019 um zwölf, in der Stadt sogar um 16 Prozent angestiegen. Mit der Pandemie setzte sich dieser Trend noch stärker fort.
Im um die 50 Blocks umfassenden Industriebezirk Skid Row leben etwa 8000 Obdachlose und Drogenabhängige (besonders Crystal Meth ist verbreitet) auf der Straße. In Zelten, Papphütten – oder eben einfach auf dem Gehweg. Mitten in Los Angeles. Der Gastgeberstadt des Megaevents Super Bowl vom vergangenen Sonntag. Der Filmmetropole. Dem Zentrum Kaliforniens, der größten Industrie der USA. Beverly Hills, wo die Superreichen wohnen, ist nicht weit entfernt. Venice oder Santa Monica, wo sich Touristen und Instagram-Models am Strand fotografieren, erreicht man mit der Metro. Geld und Elend sind nah beieinander und doch weit voneinander entfernt, nirgends wird die riesige Kluft zwischen Arm und Reich in den USA deutlicher. Denn ins Ghetto nach Skid Row geht in Los Angeles niemand. Zu gefährlich, zu eklig - und zu traurig. Vom Mythos des American Dream kann hier keiner auch nur träumen.
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