Ein Sound-Feuerwerk für den Weltuntergang
n-tv
Zuckende Synthies, brettharte Gitarren und Melodien für die Massen: Mit ihrem neunten Studioalbum "Will Of The People" stellen Muse dem globalen Spaziergang in Richtung Abgrund den passenden Soundtrack zur Seite.
Seit fast 30 Jahren zählen Muse nun schon zu den internationalen Speerspitzen, wenn es um musikalische Metamorphosen geht. Nach beinahe jedem neuen Album zucken Fans des vorangegangenen Studioschaffens verwirrt mit den Schultern, während Neu- und Quereinsteiger jubelnd die Arme in die Luft reißen. Auch im Hochsommer 2022 rücken die Mannen um Drama-Prinz Matthew Bellamy nicht von ihrem eingeschlagenen Achterbahnkurs ab. Musikinteressierte, die sich vor vier Jahren an dupstepschen 80s-Erinnerungen erfreuten, schlackern dieser Tage ganz schön mit den Ohren.
Mal abgesehen vom synthlastigen Dancefloor-Hüpfer "Compliance" scheppern bereits alle Vorboten des neuen Albums mit einer verzerrten Wucht durch die Boxen, was zur Folge hat, dass man sich als Kenner der Band-Historie sofort an die Anfangstage erinnert fühlt. Das mit noisiger Eleganz startende "Won't Stand Down" mutiert irgendwann zu einem Modern-Metal-Ungeheuer. Der impulsive Titeltrack schielt mit einem zwinkernden Auge in Richtung Marilyn Manson. Groovende Industrial-Vibes treffen auf nachhaltige Harmonien.
Mit der vierten Single "Kill Or Be Killed" legen Muse noch eine Schippe drauf. Während im Hintergrund die Weltuntergangssirenen heulen, dreht Matthew Bellamy sein extrovertiertes Gitarrenspiel auf links und feuert gnadenlos in alle Richtungen. Kommt es peinlich rüber, wenn eine Band wie Muse irgendwann in die Death-Metal-Schublade greift und wie ein schleppender Sound-Bulldozer alles niederreißt, was sich in den Weg stellt? Nein, ganz im Gegenteil. Die musikalischen Freigeister von der Insel musizieren hier auf einem der höchsten Gipfel ihres Schaffens, völlig losgelöst, offen wie ein Scheunentor und von einer Spielfreude gepackt, die Maßstäbe setzt.
Der finale Showdown im "Sommerhaus der Stars" bringt dem Siegerpaar Sam Dylan und Rafi Rachek 50.000 Euro mehr auf dem Konto ein. Doch das Finale sorgt vor allem durch Eskalationen und Handgreiflichkeiten für Gesprächsstoff. Zuschauer diskutieren: Haben wir alle Trash-TV etwa jahrelang falsch verstanden?