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Chemiebranche muss im Auftragsboom bremsen
n-tv
Zum zweiten Mal in ihrer Geschichte wird Deutschlands drittgrößter Industriezweig beim Umsatz die 200-Milliarden-Schwelle überspringen. Und es könnte noch mehr sein. Doch erste Unternehmen müssen Versorgungsproblemen die Produktion drosseln. Ein beispielloser Vorgang.
Die deutsche Chemiebranche erlebt nach dem Corona-Tal im Vorjahr einen Nachfrageboom. Für Schatten sorgen allerdings anhaltende Probleme in der Logistik und Engpässe bei Vorprodukten. "Die Lieferketten sind bis zum äußersten angespannt und werden das auch über das Jahr hinweg bleiben", sagte der Präsident des Branchenverbands VCI, Christian Kullmann. Davon seien nahezu alle Unternehmen betroffen, darüber mehr als die Hälfte schwer. Teilweise habe die Produktion wegen mangelnder Vorprodukte bereits gedrosselt werden müssen. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den vergangenen Jahrzehnten eine ähnliche Situation schonmal hatten", sagte Kullmann, der auch Vorstandschef beim Essener Spezialchemikonzern Evonik ist.
Im Kampf gegen die hohe Inflation in den Jahren 2022 und 2023 setzt die Europäische Zentralbank die Leitzinsen hoch, um die Preise stabil zu halten. Dafür müssen die Währungshüter ein Minus von fast acht Milliarden Euro in den Bilanzen ausweisen. Das ist der höchste Verlust in der Geschichte der EZB.
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Die Marke mit dem Stern glänzt weniger hell als zuletzt. Der wichtige Markt China ist zunehmend ein Problem. Die Nachfrage nach Steckerautos liegt hinter den Erwartungen. Zweimal muss Mercedes die Erwartungen bremsen. Am Ende sackt das Ergebnis um ein Drittel ab. Die Dividende wird gekürzt. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht.
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Verdi ist im aktuellen Tarifstreit unzufrieden: In der zweiten Runde habe es kein Angebot gegeben. Daher versucht die Gewerkschaft, mit einem Branchenstreiktag ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen. Das bekommen Millionen Menschen am Freitag zu spüren. Dann fahren Bus und Bahn in sechs Bundesländern nicht.