Außen Künstliche Intelligenz, innen Mensch
n-tv
Ein angeblich KI-basierter Dienst, dessen 3D-Modelle tatsächlich von Menschen designt werden, scheinbar autonome Lieferroboter, die in Wirklichkeit ferngesteuert sind: Nicht nur bei Amazon steckt hinter mancher vorgeblich künstlicher Intelligenz vor allem menschliche Arbeit. Das hat häufig einen sehr banalen Grund.
Amazon, einer der größten Technologiekonzerne der Welt, hat sich zum Gespött gemacht: Die angeblich revolutionäre Technologie, die Supermarkt-Einkäufe ganz ohne Kasse ermöglichte, beruhte in Wirklichkeit weniger auf einer Künstlichen Intelligenz, sondern hauptsächlich darauf, dass mehr als 1000 Arbeitskräfte von Indien aus die Kunden per Kamera beim Einkaufen überwachten und alle Waren per Hand verbuchten. AI (Artificial Intelligence, Englisch für Künstliche Intelligenz) bedeutet bei Amazon wohl "Actually, Indians" (Tatsächlich Inder) oder "Alles Inder" spotten Nutzer bei X.
Für Amazon ist die kassenlose Technologie offensichtlich ein Fehlschlag und wird nun weitgehend abgeschafft. Dass sich hinter einem vermeintlichen KI-System ein hoher Anteil menschlicher Arbeit verbirgt, ist jedoch kein Einzelfall. Generell brauchen KI-Systeme ein großes Maß menschlicher Unterstützung, um bestimmte Fähigkeiten zu erlernen. Und das nicht nur bei der Entwicklung, sondern auch dauerhaft, während des Einsatzes dieser Systeme.
OpenAI, das Unternehmen hinter der Sprach-KI ChatGPT, und andere Technologiefirmen beschäftigen inzwischen Zehntausende Menschen in Billiglohnländern - unter anderem in Afrika. In Kenia beispielsweise und Uganda ist eine ganze Branche entstanden aus Unternehmen, die KI-Firmen Mitarbeiter für das Training von KI-Modellen zur Verfügung stellt. Amazon selbst betreibt mit dem "Mechanical Turk" eine Plattform für die Vermittlung von Aufgaben, die nur menschliche Mitarbeiter erfüllen können. Das sind oft einfache Aufgaben, wie das Versehen von Bildern mit Beschreibungen zum Trainieren von KI-Modellen. Die meisten Arbeiter kommen aus Schwellen- oder Entwicklungsländern. Häufig gibt es Klagen über schlechte oder komplett ausbleibende Bezahlung.
Simone Menne hat klare Worte für Elon Musk übrig. Die Präsidentin der American Chamber of Commerce in Deutschland sieht im Tesla-Chef wie in Donald Trump einen Meister der Polarisierung und im Überschreiten von Grenzen. Wie sie künftig damit umgehen will, verrät sie im ntv-Erfolgspodcast "Biz & Beyond".