Allianz und Co. ziehen Big Oil den Stecker
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Versicherungen sind der unsichtbare Kleber unserer Welt. Die gesetzliche Krankenversicherung, eine private Haftpflicht oder die Kfz-Versicherung gehören in Deutschland zum Alltag. Konzerne sichern zusätzlich ihre Manager ab, Reeder ihre Öltanker - und Hausbesitzer ihr Eigentum. Aber speziell der Schutz vor Elementarschäden und Naturkatastrophen wird allmählich unbezahlbar: "An der Küste von Florida werden Sie keine private Versicherung mehr abschließen können", sagt Peter Bosshard im "Klima-Labor" von ntv. Allein im vergangenen Jahr habe die Branche Klimaschäden von 120 Milliarden Dollar übernommen. Deswegen unterstützt der Schweizer die "Insure Our Future"-Kampagne, die Versicherungen drängt, der fossilen Industrie den Stecker zu ziehen. "Ohne Versicherung kann man kein Kohlekraftwerk, keine Pipeline und keine Ölplattform bauen", sagt Bosshard. Und dem Druck der europäischen Riesen müssen sich auch amerikanische Versicherer beugen.
ntv.de: Ist die Klimakrise ein Risiko für das Geschäft von Versicherungen oder eröffnet sie neue Geschäftsfelder?
Peter Bosshard: Naturkatastrophen sind ein großes Risiko, denn die Kosten nehmen seit Jahrzehnten massiv zu. Im vergangenen Jahr lag der Schaden weltweit bei 270 Milliarden Dollar. Ein erheblicher Teil davon war versichert: Versicherungen haben Klimaschäden von 120 Milliarden Dollar übernommen - und es nimmt jedes Jahr zu. Wobei "Naturkatastrophen" eigentlich der falsche Begriff ist, weil die meisten ja menschengemacht sind. Aber es gibt schon heute Regionen, die nicht mehr versicherbar sind. Das ist schwierig für die betroffene Bevölkerung, aber auch für die Versicherungen, denn je stärker der Klimawandel zunimmt, umso mehr Teile ihres Marktes brechen weg.
Es gibt Regionen, in denen das Risiko für Naturkatastrophen so groß ist, dass man keine Versicherung mehr abschließen kann?