Schweizer Zinshammer setzt Börsen unter Druck
n-tv
Die Schweizer Nationalbank erhöht unerwartet die Zinsen. Das setzt den Aktienmärkten in Europa schwer zu. Der Dax rutscht auf ein Drei-Monats-Tief ab, besonders hart erwischt es auch den Online-Modehändler Asos.
Im Kampf gegen die Inflation holen die Notenbanken die Brechstange heraus und schüren an den Börsen die Angst vor einer Rezession. Nach der US-Notenbank zog auch die Schweiz angesichts der steigenden Teuerung die Reißleine und hob erstmals seit mehr als sieben Jahren des geldpolitischen Beharrens die Leitzinsen. Die Bank of England könnte ebenfalls im Tagesverlauf nachziehen.
Aktienanleger ergriffen die Flucht: der Dax rutschte am Vormittag um 2,8 Prozent auf ein Drei-Monats-Tief von 13.110 Punkten ab, der EuroStoxx50 verlor 2,5 Prozent auf 3444 Zähler. Staatsanleihen wurden ebenfalls abverkauft, die Renditen gingen im Gegenzug auf Höhenflug.
Für Furore an den Märkten sorgte vor allem die überraschende Zinserhöhung in der Schweiz um 50 Basispunkte. Die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeige, dass es momentan nur eine Richtung für Zinsen gebe, sagte Stratege Chris Scicluna von Daiwa Capital Markets. "Es deutet nur darauf hin, dass so ziemlich alle großen Zentralbanken am selben Strang ziehen." Die Fed hatte ihren Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben, so stark wie zuletzt 1994. Gleichzeitig bekräftigte sie ihr Inflationsziel von zwei Prozent. "Die Fed hat die Brechstange herausgeholt, die Konjunktur ist zweitrangig", schrieben die Strategen der NordLB.
In den europäischen Chefetagen trübt sich der Blick auf die Lage ein. In der Industrie weitet sich die Krise aus - und nun schwächeln auch noch die Dienstleister. Vor Experten rückt eine Erholung der Konjunktur damit in einige Ferne. Einer der Gründe für den Pessimismus ist auch die politische Schwäche Deutschlands und Frankreichs.