Für ein paar Momente ist das WM-Debakel vergessen
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Bei der WM in Budapest schneiden die Deutschen so schlecht wie nie ab, doch beim Istaf in Berlin folgt die Versöhnung. Joshua Abuaku, Joshua Hartmann und Julian Weber sprinten und werfen sich zum Sieg. Und dann zaubert eine 1,66 Meter kleine Äthiopierin eine unglaubliche Show auf die Bahn.
Warmen Applaus spenden die Fans den deutschen Athletinnen und Athleten schon bei den Vorstellungen im gut besuchten, aber natürlich nicht ausverkauften Berliner Olympiastadion. 34.500 Zuschauerinnen und Zuschauer finden sich im Rund ein - nur ein paar weniger als beim ersten Spiel von Hertha BSC zum Heimspielauftakt in der 2. Fußball-Bundesliga. Die Leichtathletik zieht auch nach dem Debakel von Budapest, der ersten WM ohne Medaille. Aber, und das gehört ebenfalls zur Wahrheit, so richtig rockt sie auch nicht.
Und so steht das Istaf, der erste Auftritt der deutschen Elite nach dem "Salto Nullo", in der Hauptstadt sinnbildlich für die deutschen Leistungen zuletzt, auch bei der WM: Schon irgendwie gut, aber zum Kracher, also zu Medaillen, langt es nicht. Da fügt es sich ein, dass Europameisterin Gina Lückenkemper, die natürlich die meisten hier sehen wollten, in Berlin gar nicht dabei ist. Die 100-Meter-Sprinterin hatte sich in Berlin für eine schon 2022 enttäuschende WM in Eugene rehabilitieren wollen, hatte nach eigener Aussage offen mit dem WM-Finale geliebäugelt, wie sie ntv.de erzählte. Zum Angriff wollte sie blasen. Allein, es nützte alles nicht. Aus im Halbfinale, mal wieder. Am Sonntag musste sie daheim in Bamberg wegen eines Infekts das Bett hüten, anstatt in Berlin für frische Begeisterung zu sorgen.
Bei aller Kritik: In Budapest zeigten einige Deutsche herausragende Leistungen, mehrere persönliche Bestleistungen. Diese purzeln auch in Berlin. Jean Paul Bredau gewinnt den Lauf über 400 Meter in fabelhaften 44,96 Sekunden. Nicht lediglich ein persönlicher Rekord und deutsche Jahresbestleistung: Zuletzt lief vor 18 Jahren ein Deutscher unter 45 Sekunden. Mit dieser Zeit wäre Bredau im WM-Finale immerhin Fünfter geworden. "Wir haben in diesem Jahr viele neue Sachen ausprobiert", erklärte er im Anschluss. Wenn es nur immer so einfach wäre.