Dow fällt unter 30.000er Marke
n-tv
Die Kursgewinne vom Vortag nach der Zinserhöhung in den USA sind nur einen Tag später schon wieder Makulatur. Weitere Notenbanken folgen dem Beispiel der Fed und straffen ihre Geldpolitik, was den Investoren die Risiken der weltweiten Inflation erneut deutlich vor Augen führt. Erstmals seit Anfang 2021 fällt der Dow wieder unter die 30.000er Marke, am ärgsten gebeutelt ist der technologielastige Nasdaq.
Die anfänglich positive Reaktion der Anleger auf die kräftigste US-Zinserhöhung seit 1994 weicht der Ernüchterung. Der US-Standardwerteindex Dow Jones schloss 2,4 Prozent tiefer auf 29.927 Punkten – und riss damit zum ersten Mal seit Anfang 2021 die 30.000-Punkte-Marke. Der technologielastige Nasdaq gab 4,1 Prozent auf 10.646 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500.SPX büßte 3,3 Prozent auf 3666 Punkte ein.
US-Staatsanleihen flogen ebenfalls aus den Depots, wodurch sich die Rendite der zehnjährigen T-Bonds mit 3,625 Prozent wieder ihrem jüngsten Elf-Jahres-Hoch näherte. "Die Fed-Rally verebbt, weil Anleger daran zweifeln, dass die Notenbank eine weiche Landung der Konjunktur hinbekommt", sagte Peter Cardillo, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Spartan. Daher habe der Aktienmarkt seine Talsohle noch nicht erreicht. Auch Geir Lode, Aktien-Chef beim Vermögensverwalter Federated Hermes, äußerte sich pessimistisch über die weiteren Aussichten. "Wir betrachten es als zunehmend wahrscheinlich, dass es einer Rezession und höherer Arbeitslosigkeit bedarf, um die Inflation in den Griff zu bekommen." US-Präsident Joe Biden sagte dagegen der Nachrichtenagentur AP, eine Rezession sei nicht unausweichlich. Zudem sei kein Staat der Welt sei so gut aufgestellt wie die USA, um die Inflation überwinden zu können.
Vor diesem Hintergrund trennten sich Investoren vor allem von Technologiewerten. So fielen die Aktien von Amazon, Apple, Netflix, der Facebook-Betreiber Meta und die Google-Mutter Alphabet um bis zu 3,9 Prozent. Höhere Zinsen entwerten zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen.
In den europäischen Chefetagen trübt sich der Blick auf die Lage ein. In der Industrie weitet sich die Krise aus - und nun schwächeln auch noch die Dienstleister. Vor Experten rückt eine Erholung der Konjunktur damit in einige Ferne. Einer der Gründe für den Pessimismus ist auch die politische Schwäche Deutschlands und Frankreichs.