DHB-Team macht aus dem Königreich der Angst ein Tollhaus
n-tv
Was für ein Krampf, was für ein Finale: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ringt Island nieder und bleibt im Rennen ums Halbfinale bei der Heim-EM. Es ist ein Krimi, der sich vor 19.750 Augenpaare abspielt. Es geht gut aus.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hält die Träume von einem edelmetallen schimmernden Wintermärchen am Leben. Aber was war das für ein Drama in diesem Handball-Tempel: Sekunden vor der Schlusssirene erlöste Julian Köster mit seinem 25:23 ein ganzes Handballvolk, das in den bangsten Minuten des zweiten Durchgangs, als Island erst eine lange Phase mit knappen deutschen Führungen ausgleichen konnte - und dann selbst in Führung ging. Die Lanxess-Arena, dieser stimmungsvolle Schüssel, die in den besten Momenten einen gemeinsamen, kraftvollen Ton produziert, war für Minuten ein Königreich der Angst. Umso größer war am Ende der Urknall, mit dem sich die ganze Spannung im letzten Wurf des schwer vom Kampf gezeichneten Köster entlud.
Als "große Gefahr" hatte Bundestrainer Alfred Gislason Gegner Island identifiziert, einen "harten Kampf" angekündigt. Und den bekam der Gastgeber: Es war ein Krampf in der ersten Hälfte, die nervöse deutsche Mannschaft durfte sich bei ihrem Torwart Andreas Wolff bedanken, der zu großer Form auflief. Ohne einen Wolff in Titelform wäre es womöglich schief gegangen, jedenfalls wären die zahlreichen Fehlwürfe und technischen Fehler der ersten Hälfte deutlich teurer geworden. Ein "sehr unangenehmes Spiel" hatte DHB-Sportvorstand Axel Kromer bis zur Halbzeit gesehen, die aggressive Deckung der Isländer stellte Spielmacher Juri Knorr und seine Nebenleute immer wieder vor unlösbare Probleme.
Gislason, der es mag, seine Stammformation lange auf dem Feld zu lassen, hatte schon nach zwanzig Minuten drei Rechtshänder im linken Rückraum ausprobiert, wenig später brachte er auch den dritten Linkshänder auf der anderen Seite. Ein Symbol, wie kompliziert der erste Durchgang für die deutsche Mannschaft war. Es sind eben alles vorweggenommene Endspiele, die diese deutsche Mannschaft bestreiten muss. Es gibt keinen Raum mehr für Patzer, will man die Euphorie rund um das Turnier nicht schon nach vier Spielen beerdigen.