Zahl der Zwangsräumungen in Thüringen gestiegen
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Wenn die Wohnung zwangsgeräumt wird, ist das für die Betroffenen ein herber Einschnitt ins Leben. In Thüringen sind die Zahlen zuletzt wieder angestiegen. Das hat einen Grund.
Erfurt (dpa/th) - In Thüringen sind im vergangenen Jahr wieder mehr Wohnungen zwangsgeräumt worden. Hatten Gerichtsvollzieher im Jahr 2022 noch 791 Wohnungen räumen lassen, waren es im vergangenen Jahr 858. Das geht aus Zahlen des Justizministeriums in Erfurt hervor. Damit war die Zahl der Zwangsräumungen im Jahr 2023 in etwa so hoch wie 2020 und 2021. Im Jahr 2019 hatte sie bei 967 gelegen.
Hintergrund für den jüngsten Anstieg der Zahlen ist nach Ansicht einer Expertin auch die Inflation. "Das Problem mit teureren Lebensmitteln hat auf jeden Fall zugenommen", sagte Elke Hünitzsch von der Schuldnerberatung der Thüringer Arbeiterwohlfahrt. Gerade im Niedriglohnsektor rutschten die Menschen schneller in einen unausgeglichenen Haushalt. "Früher war einfach mehr Luft." Oft würden in einer solchen Situation auch Prioritäten falsch gesetzt, etwa Bankkredite eher bedient als Mietschulden.
Eine Zwangsräumung sei immer ein herber Einschnitt in das Leben der Betroffenen. Beratungsstellen versuchten daher, möglichst früh etwa mit Ratenzahlungen oder einem Darlehen vom Jobcenter beim Begleichen von Mietschulden zu helfen. "Oft wenden sich die Menschen aber zu spät an uns", sagte Hünitzsch. Komme es dann zur Zwangsräumung, rutschten die Menschen meist in einen Teufelskreis. Mit einem negativen Schufa-Eintrag und vergangenen Mietschulden fänden auch die wenigsten eine neue Wohnung.