Versorger wollen Habeck zur Seite springen
n-tv
Um die Gasspeicher aufzustocken, bringt Wirtschaftsminister Habeck die verstärkte Verbrennung von Kohle zur Stromerzeugung ins Spiel. Daraufhin kündigen Unternehmen an, sie seien offen für längere Laufzeiten von Kohlekraftwerken. Beim Kohleausstieg 2030 soll es trotzdem bleiben.
Nach den von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angekündigten Notmaßnahmen zur Senkung des Gasverbrauchs in Deutschland sondieren Versorger eine Verlängerung der Laufzeiten ihrer Kohlekraftwerke. Der deutsche Energieversorger RWE könnte drei Braunkohlekraftwerke mit einer Leistung von jeweils 300 Megawatt (MW) weiter betreiben, wenn er dazu aufgefordert würde, kündigte das Unternehmen an. Die Kraftwerke Neurath C, Niederaußem E und F sind Teil einer vom Ministerium im Mai erstellten Liste möglicher Stand-by-Anlagen für den Fall schwerwiegender Unterbrechungen russischer Gaslieferungen. Auch der Steinkohleverstromer Steag zeigte sich bereit, vorübergehend mehr Kapazität anzubieten.
Habeck hatte am Wochenende Maßnahmen zur Aufstockung der Gasspeicher für den nächsten Winter bekannt gegeben und dabei auch die verstärkte Verbrennung von Kohle zur Stromerzeugung als eine Option genannt, um Gas zu sparen, das für industrielle Prozesse benötigt wird. Stromerzeuger könnten demnach für einen Übergangszeitraum von Gas- auf Kohlekraftwerke umsteigen - müssen dies aber nicht, wie das Wirtschaftsministerium betonte. Geplant sei vor allem, dass bestimmte Kohlekraftwerke eingeschränkt wieder genutzt werden könnten. Denn angesichts seit Tagen zurückgehender Gaslieferungen aus Russland über die Ostseepipeline Nord Stream 1 wächst die Sorge vor einer mangelnden Versorgung, auch wenn diese Habeck zufolge aktuell noch gewährleistet ist.
Hintergrund sind die von Russland seit einigen Tagen gedrosselten Gaslieferungen. Der Energiekonzern Uniper erhält nach eigenen Angaben derzeit weniger als die Hälfte der vereinbarten Gasmengen. Auch die italienische Eni und die österreichische OMV sind von geringeren Gaslieferungen aus Russland betroffen. "Es ist eine angespannte Lage", sagte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach. Der Versorger sei bereit, seine Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen, erklärte er auf einer Energiekonferenz in Essen. Infrage kämen Anlagen in Heyden, Staudinger und Scholven. Bei dem Kraftwerk in Wilhelmshaven sei hingegen "der Point of no return" erreicht.
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