Schere am Wohnungsmarkt öffnet sich weiter: Mieten teurer
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"Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr", schrieb Rainer Maria Rilke Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Gedicht "Herbsttag". Mittlerweile kommt die Realität der Dichtung ziemlich nahe.
München (dpa/lby) - Im Großraum München steigen die Mieten trotz gesunkener Immobilienpreise weiter. Die gegenteilige Entwicklung gibt es bei zum Kauf angebotenen Häusern und Wohnungen: Der Preisrückgang hat sich nach Daten des Immobilienverbands Deutschland Süd (IVD) im Umland der Landeshauptstadt mittlerweile zwar verlangsamt, ist aber noch nicht gestoppt. Nicht verlangsamt hat sich jedoch der Anstieg der Mieten - in der Stadt München ging es seit dem Frühjahr steil nach oben, im Umland etwas gemäßigter.
Freistehende Einfamilienhäuser waren demnach in diesem Herbst in den Nachbarlandkreisen der Landeshauptstadt im Schnitt 2,5 Prozent billiger als im Frühjahr, Eigentumswohnungen um ein Prozent. Dabei gibt es laut IVD-Marktforscher Stephan Kippes aber einen Unterschied zwischen Neubauten, die wegen ihrer sehr hohen Preise nach wie vor kaum gefragt sind, und energetisch sanierten Bestandsimmobilien: Bei letzteren ist die Nachfrage wieder gestiegen, die Preise haben sich laut IVD Süd stabilisiert oder sind seit dem Frühjahr sogar leicht gestiegen.
Die Mieten für Bestandswohnungen sind IVD Süd zufolge im Umland innerhalb nur eines halben Jahres um 1,7 Prozent gestiegen, in der Stadt München sogar um 4,4 Prozent. Die Daten bestätigen die Einschätzung von Ökonomen, dass die Mieten sich zum Inflationstreiber entwickeln. Für wenig finanzkräftige Mieter wird die Lage nach Einschätzung des Immobilienverbands in Zukunft eher noch schwieriger werden: "Fehlende neue Wohnungen werden künftig unter anderem den Verdrängungskampf zu Ungunsten einkommensschwächerer Haushalte verschärfen", prophezeite Kippes.