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Krieg und Inflation nehmen EZB in die Zange
n-tv
Europas Währungshüter treffen sich turnusgemäß, um die Geldpolitik für die kommenden Monate abzustecken. Dieses Treffen ist jedoch alles andere als Routine. Die EZB steht angesichts der explodierenden Energiepreise und der wirtschaftlichen Folgen des Kriegs vor einem unlösbaren Dilemma.
Zwei Wochen nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine muss die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Zins-Kurs abstecken. Im Rekordtempo steigende Preise im Euroraum machen den Währungshütern zu schaffen, die noch Anfang Februar von einer näher rückenden Zinswende sprachen. Doch die Erschütterungen des Krieges vor der Haustür der EU bringen die EZB in die Bredouille. Angesichts hoher wirtschaftlicher Risiken für den Euroraum spricht vieles für ein vorsichtiges Agieren. Das Ende der Ära der ultraniedrigen Zinsen könnte weit in die Ferne rücken.
Der von dem Rohstoffgiganten Russland angezettelte Waffengang - Moskau nennt ihn eine "Spezialoperation" - heizt die von einer Preisexplosion bei Öl und Gas angefachte Inflation zusätzlich an. Laut EZB-Chefökonom Philip Lane gilt es, jetzt bei der eigentlich anvisierten Normalisierung der Geldpolitik nichts zu überstürzen. Doch wartet die Notenbank zu lange ab, droht sich die Vorstellung einer dauerhaft hohen Teuerung in den Köpfen der Verbraucher festzusetzen. Dann müssten die Währungshüter die Zügel später umso heftiger anziehen. Bundesbankchef Joachim Nagel mahnt, die Normalisierung der Geldpolitik müsse im Blick behalten werden.
"Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass die EZB seit ihrer Gründung ihren heikelsten Moment vor sich hat", meint Ökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. Innerhalb der EZB komme es jetzt zum Schwur: "Auf welche Seite schlagen sich die europäischen Währungshüter? Werden Inflationsrisiken oder wirtschaftliche Risiken stärker gewichtet?" Anders als die US-Notenbank Fed dürfte die EZB nach Ansicht mancher Experten Zinserhöhungen weiter auf die lange Bank schieben.