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Die verrückte Revolution des Hansi Flick
n-tv
Deutschland hat Deutschland wieder lieb. Das Land und seine besten Fußballer sind versöhnt. Und das dank Bundestrainer Hansi Flick. Der Nachfolger von Joachim Löw hat Erstaunliches geleistet. Aber bislang, so ehrlich muss man sein, ist das ein Muster ohne Wert.
Joachim Löw hat (mindestens ein wenig) Mitleid verdient. Und das nicht nur, weil am vergangenen Donnerstag zu seinen Ehren kein Feuerwerk (!) über dem Mittellandkanal in Wolfsburg abgeschossen worden war. Kritiker dieser Kritik mögen nun sehr vehement einwenden, dass die Raketen für den Jahrhunderttrainer des Deutschen Fußball-Bundes sehr wohl gezündet wurden. Und zwar auf dem Spielfeld. Okay, kein Widerspruch. Aber dennoch ist hier das Problem. Denn bei seinem offiziellen Abschied als Trainer der Nationalmannschaft - der ist er ja seit dem Achtelfinal-Aus gegen England bei der EM in diesem Sommer nicht mehr - wurde dem "Jogi" schmerzlich vorgeführt, wie sehr der Fußball im Land eine Erneuerung auf dem Posten des Bundestrainers gebraucht hatte.
Mit 9:0 war das gierige neue deutsche Ballsportmonster über die Liechtensteiner hergefallen. Von Mitleid für die Elf aus dem Fürstentum, keine Spur. Wieder und wieder wurden die überforderten und 80 Minuten in Unterzahl spielenden Gäste angerannt und überrannt. Nie verspürte ein Fußballer von Hansi Flick Momente einer nachlassenden Gier. Immer ran, immer drauf. Und das sogar auch ohne ihren ungeimpften Chef-Antreiber Joshua Kimmich, der ja sonst immer der Galligste von allen ist. Aber wegen Corona-Quarantäne in Wolfsburg nicht mittun durfte. Es hat sich etwas ganz gewaltig verändert in Deutschland. Und dass man das nun ausgerechnet in der Volkswagen-Metropole erleben durfte, einer Stadt, die für ihren enthemmten Fußball-Enthusiasmus nicht unbedingt bekannt ist, verrückt.