DFB-Team sucht Balance zwischen Bremse und Euphorie
n-tv
Das erste rauschende Fest der Heim-EM ist geschafft, da bleiben am nächsten Tag vor allem viele Fragen. Wie gut ist die Fußball-Nationalmannschaft denn nun? Der Auftakt gegen Schottland liefert Hinweise, aber noch keine abschließenden Antworten.
Es ist der Mittag danach: Tiefe Augenringe beherrschen den Münchner Hauptbahnhof. Beim Bäcker wird eher leise gesprochen, für einen grauen Junitag sind auffällig viele Menschen mit Sonnenbrillen in den Bahnhofshallen unterwegs. Einige Schotten trinken wahlweise mit Bier oder Wasser gegen die Kopfschmerzen an, andere kämpften schon tief in der Nacht vor ihrem Hotel noch mit der nächsten bitteren Erkenntnis: dass nach der 1:5-Abreibung gegen die DFB-Elf der Flug schon um sechs Uhr morgens wieder zurückgeht.
Egal, ob im Deutschland- oder Schottlandtrikot: Das Bild ist das gleiche. Nach dem rauschenden Auftakt in die Heim-Europameisterschaft legt sich der große Kater über München. Während beim schottischen Anhang Rückreise und Rechnerei beginnen (vier Punkte würden doch reichen, oder?), bleibt auf der anderen Seite die Frage, die sich nach einer durchzechten Nacht am nächsten Morgen häufig stellt: Was war das eigentlich? War die DFB-Elf jetzt so gut oder die Schotten so schwach? Waren die Nagelsmänner wirklich so überragend, dass die Gäste keinen Torschuss abgegeben konnten?
Die Protagonisten sahen die ganze Thematik noch am Abend im Bauch der Allianz Arena relativ ähnlich - nur drückten sie sich unterschiedlich deutlich aus. Da war der Bundestrainer. "Am Ende bin ich weit davon weg, ein Mahner zu sein", sagte Julian Nagelsmann. "Es macht wenig Sinn, jetzt zu viel zu bremsen. Wir wissen, wir haben ein Spiel gewonnen, aber wir müssen mindestens noch eins gewinnen." Da war auch der von den vergangenen Turnieren gebrandmarkte Thomas Müller, der dem Ganzen noch nicht so richtig traut. "Dieses Emotionsgedusel liest sich zwar ganz nett, aber es trägt dich keiner durchs Turnier", diktierte er in die Aufnahmegeräte. "Du musst die Spiele gewinnen. Dementsprechend sind die Punkte entscheidend."