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Als der FC Bayern in eine gefährliche Schieflage geriet
n-tv
Vor dreißig Jahren hat der FC Bayern nicht viel zu lachen. Die Erfolge auf dem Platz bleiben aus, der neue Rivale Borussia Dortmund enteilt und am Spielfeldrand schreit Manager Uli Hoeneß lauthals seinen Frust heraus. Wieder einmal muss der "Kaiser" in der Not aushelfen.
"Wenn ich merken würde, dass ich mich nicht zusammenreißen könnte, dann müsste ich die Konsequenzen ziehen. Dann müsste ich weg von der Bank", meinte Bayern-Manager Uli Hoeneß im Oktober vor dreißig Jahren - und dachte natürlich nicht im Traum daran, ruhiger zu werden. Denn der Start in die Spielzeit 1994/95 war alles andere als gelungen gewesen. Ein fünfter Platz nach dem zehnten Spieltag und - was besonders schwer wog - vier Punkte hinter dem aufstrebenden Tabellenführer aus Dortmund hatten in München zu manch interner Verwerfung geführt. Und so diskutierten nach der 1:0-Niederlage des Rekordmeisters am zehnten Spieltag im Westfalenstadion der Borussia einige Medien schon die Frage: "BVB - die besseren Bayern?"
Damals, im Herbst 1994, stimmte in München eine ganze Menge nicht. Vier Jahre Anlauf hatten sie zuvor bereits bis zum Sommer gebraucht, um endlich einmal wieder Deutscher Meister zu werden. Denn die ersten Jahre der 1990er waren alles andere als ruhig für den FC Bayern verlaufen. Alle Versuche, das Ruder nach so einer langen, titellosen Zeit herumzureißen, waren gescheitert. Erst kurz vor Weihnachten hatte sich der damalige "FC Hollywood" durch eine überraschende Wende selbst am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen.
Die Bayern-Offiziellen um Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Fritz Scherer hatten in ihrer Not Franz Beckenbauer überredet, die Mannschaft von Coach Erich Ribbeck zu übernehmen. Der hatte es sich zuvor zusehends mit dem Team verscherzt. Bereits in der Vorsaison hatte ihm der Spieler Jan Wouters mitten in der Mannschaftssitzung gesagt: "Trainer, Sie sind der Einzige hier im Verein, der von Fußball nichts versteht." Das hatten im Winter dann auch endlich die Verantwortlichen des FC Bayern eingesehen und Ribbeck entlassen.