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Monsterwellen sind in der Nordsee verbreiteter als bislang gedacht
n-tv
Lange wurden sie als "Seemannsgarn" abgetan. Scheinbar wie aus dem Nichts türmen sich auf See Wasserwände auf. Der Schaden, den diese Kaventsmänner anrichten können, ist verheerend. Eine Studie für die deutsche Nordsee zeigt nun, ganz so selten sind Freak Waves nicht.
In der deutschen Nordsee gibt es einer Studie zufolge an einigen Orten unerwartet viele und potenziell gefährliche Extremwellen. Die Untersuchung "Freak Waves II" zum Auftreten dieser viele Meter hohen Wellen in der südlichen Nordsee habe ergeben, dass sie häufiger vorkommen als in der Theorie angenommen, teilte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit. Dies sei beispielsweise vor der Insel Norderney der Fall. Gefahren für den Tourismus dort gibt es laut BSH nicht, weil die Wellen schon in Küstennähe brechen. Aber für Schiffe, Offshore-Windparks und Forschungsplattformen bedeuteten die auch Monsterwellen genannten Wassermassen durchaus eine Bedrohung. Deshalb werde an Vorhersagen per Künstlicher Intelligenz (KI) gearbeitet.
Mit zwei verschiedenen Ansätzen des Maschinellen Lernens wurde dem BSH zufolge versucht, die Wahrscheinlichkeit einer Extremwelle in den jeweils kommenden zehn Minuten vorherzusagen. Beide Modelle zeigen demnach vielversprechende Ergebnisse. Ein BSH-Sprecher ergänzt, mit einem Einsatz solcher Technologien sei jedoch noch nicht in den kommenden drei Jahren zu rechnen. Dafür müssten noch die Datensätze erweitert und die Ursachen genauer erforscht werden.
Viele Fälle von Schiffen, die in schwerer See gesunken sind, werden laut BSH auf Extremwellen zurückgeführt. Dabei galt ihre Existenz lange als ungewiss, und Erzählungen über derartige Ereignisse wurden nicht selten als "Seemannsgarn" abgetan. 1995 wurde die erste Extremwelle in der Nordsee dokumentiert, die in Expertenkreisen als "Draupner-Welle" bekanntgeworden ist. Sie war laut der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) 25,6 Meter hoch. Die gefürchteten Wasserwände werden nicht nur auch als Monsterwellen, sondern vor allem unter Seeleuten als Kaventsmänner bezeichnet.
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Der Mensch hat immer wieder versucht, über die Natur Herr zu werden. Gelungen ist es ihm noch nicht. Im Gegenteil, wie der Klimawandel beweist. Der Italiener Vincenzo Levizzani, Wolkenphysiker und Forschungsleiter am Institut für Atmosphärenwissenschaften und Klima des Nationalen Forschungsrats (CNR) ist Autor des Buchs "Das Geheimnis der Wolken - Handbuch zum Lesen des Himmels". Über Experimente mit dem Wetter, eine kostspielige Möglichkeit, mit Wolken den Klimawandel zu bremsen und das Erlernen der Wolkensprache spricht Levizzani mit ntv.de.