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"Haben in Nordbayern hohe Konzentrationen an Wasserstoff entdeckt"
n-tv
Wasserstoff soll eine wichtige Rolle in einer klimafreundlichen Zukunft spielen: als Energielieferant, Energiespeicher und zum Einsatz in einer CO2-neutralen Industrie. Bisher liegen die Hoffnungen auf grünem Wasserstoff, der unter Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenkraft aus Wasser erzeugt wird. Doch die Produktion ist bislang gering, denn die notwendigen Investitionen sind gewaltig. Andere Verfahren, wie die Herstellung von Wasserstoff aus Öl- oder Gas, werden nur als Zwischenlösungen gesehen.
Doch möglicherweise gibt es beim Wasserstoff eine Alternative: Der Geologe Jürgen Grötsch, Forscher am Geozentrum Nordbayern der FAU Erlangen-Nürnberg, treibt zusammen mit seinen Kollegen die Erkundung von natürlichem Wasserstoff - auch weißer Wasserstoff genannt - in Deutschland voran. Dabei handelt es sich um Wasserstoff, der auf natürliche Weise im Untergrund entsteht, und sich als saubere Energiequelle nutzen lässt. Im afrikanischen Mali ist seit mehr als einem Jahrzehnt eine Anlage in Betrieb, die natürlichen Wasserstoff fördert und zur Stromgewinnung nutzt. Auch andernorts wurden bereits Vorkommen natürlichen Wasserstoffs entdeckt, die Suche nimmt weltweit Fahrt auf. Mit ntv.de sprach Grötsch über das Potenzial dieser noch jungen Energiequelle.
ntv.de: Herr Grötsch, wie entsteht natürlicher Wasserstoff eigentlich?
Jürgen Grötsch: Wir kennen inzwischen eine ganze Reihe von Prozessen im Erdinneren, die dazu führen, dass natürlicher Wasserstoff entsteht. Der bekannteste wird Serpentinisierung genannt. Bestimmte Gesteine werden mit Wasser und Oxidationsprozessen von Eisen in das Mineral Serpentin umgewandelt. Diese chemischen Reaktionen generieren natürlichen Wasserstoff in großen Mengen. In allen Gebirgsgürteln der Welt, die wir kennen, gibt es solche Gesteine und solche Prozesse. Ein zweiter Prozess, bei dem natürlicher Wasserstoff entsteht, ist Radiolyse. Radioaktive Strahlung, die durch Uran, Thorium oder auch Kalium erzeugt wird, spaltet dabei in Granitgesteinen vorhandenes Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auf. Und dann haben wir noch eine dritte große Unbekannte …