Marco Rose weckt den "Punk" bei RB Leipzig
n-tv
Verblüffende Verwandlung: Vor den Augen von Altmeister Ralf Rangnick berauscht sich RB Leipzig gegen den überforderten BVB plötzlich wieder an klassischem Red-Bull-Fußball. Eine Zutat, ein Vordenker, fehlt noch. Doch auch wenn sich die Ankunft verzögert, sieht der Pokalsieger in eine süße Zukunft.
Das Wiedersehen von Edin Terzic und seinem Nachfolger Marco Rose war ausgesprochen herzlich. Beide Trainer hatten ein Jahr bei Borussia Dortmund eng zusammengearbeitet, umarmten sich innig und wirkten auch nach Roses erstaunlichen 3:0 (2:0)-Erfolg bei dessen Premiere als neuer Trainer von RB Leipzig wie alte Freunde. Rose jubelte zwar euphorisch, aber man nahm es Rose ab, dass er nach dem Triumph "null Genugtuung" verspürte. "Ich habe in Dortmund Freunde gefunden in dem Jahr."
Nur als Roses Übersetzer mochte Terzic dann doch lieber nicht fungieren. Eine auf Englisch gestellte Frage mochte der seit heute 46-Jährige lieber auf Deutsch beantworten. "Mein Englisch ist okay, oder Edin kannst du auf Englisch? Du bist besser als ich", fragte Rose den Kollegen auf dem Podium neben ihn scherzhaft. Der antwortete: "Kann ich, ich habe nur keine Lust." Gelächter im Presseraum.
Für das, was sich in den 90 Minuten zuvor auf dem Spielfeld getan hatte, brauchte es ohnehin keinen Dolmetscher. RB Leipzig lief im ersten Spiel nach der Entlassung von Domenico Tedesco und der Amtsübernahme von Rose wie verwandelt auf. Leipzig spielte in der klassischen 4-2-3-1-Grundordnung - Tedesco hatte fast durchgängig auf Dreierkette gesetzt - mit einer solchen Wucht, wie man das seit den Tagen von Ralf Rangnick nicht mehr gesehen hatte. Der Altmeister, jetzt österreichischer Nationaltrainer, war genau wie Alexander Zorniger, der RB von der Regionalliga in die 2. Liga geführt hat, im Stadion. Man konnte meinen, man sei bei einem Klassentreffen der Pressing-Gegenpressing-Veteranen gelandet, bei dem die Red-Bull-Spielphilosophie in Reinform demonstriert wird.
Sportlich hat Torhüter Loris Karius schon länger keine Schlagzeilen mehr produziert. Und doch ist sein wahrscheinlicher Transfer zum FC Schalke 04 ein aufsehenerregendes Thema, was vor allem an seinem Privatleben liegt. Beim Zweitligisten wird er wohl meist mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen müssen.