Union-Boss überrascht mit erstaunlicher Schuldumkehr
n-tv
Knapp vier Wochen nach dem Skandalspiel in Köpenick entscheidet der DFB, die Partie zwischen 1. FC Union Berlin und VfL Bochum für den Revierklub. Auch Union-Präsident Dirk Zingler spricht von einem Skandal - meint aber nicht den Wurf des Feuerzeugs.
Der 1. FC Union Berlin fühlt sich verschaukelt. "Wir werden daher alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel ausschöpfen und gegen das heutige Urteil vorgehen", lässt sich Präsident Dirk Zingler in der entsprechenden Mitteilung zitieren, die den Unmut des Fußball-Bundesligisten ausdrücken soll: "Der eigentliche unsportliche Skandal hat nach dem Ereignis auf dem Rasen und heute vor Gericht stattgefunden." Gemeint ist das Urteil des DFB-Sportgerichts, das Skandalspiel, das sich am 14. Dezember im Stadion an der Alten Försterei zugetragen hat, nachträglich mit 2:0 für den VfL Bochum zu werten. Zinglers (und damit Unions) Argumentation ist mindestens erstaunlich, immerhin kommt sie einer Schuldumkehr gleich.
Dieses "Ereignis", das die Köpenicker in ihrer Aussendung nicht konkret benennen, ist ein Feuerzeugwurf. Aus dem Block der Union-Fans und an den Kopf von Bochums Torhüter Patrick Drewes, beim Stand von 1:1 in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte. "Das war schon ein Treffer, den ich wahrgenommen habe", sagte Drewes dazu in der mündlichen Verhandlung: "Danach wurde es diffus für mich und ich habe nicht alles wahrgenommen, Schwindelgefühle haben eingesetzt." VfL-Mannschaftsarzt Mark Sandfort ergänzte, Drewes habe während der Behandlung auf dem Platz nur mit Verzögerung reagiert, weshalb es für ihn "zweifelsfrei war, dass er aufgrund seiner Symptome nicht weiterspielen kann." Ein Schädelhirntrauma sei nicht auszuschließen gewesen.
Für Zingler ist dem Wortlaut nach "der eigentliche unsportliche Skandal" ja erst "nach dem Ereignis" aufgetreten, "auf dem Rasen" sowie "vor Gericht". Auf dem Rasen wurde Drewes behandelt und dann in die Kabine gebracht, und dort entschied sich der Unparteiische Martin Petersen dazu, die Partie zu unterbrechen. Nach rund 30 Minuten wurde das Spiel ohne Drewes fortgesetzt. Da Bochum sein Auswechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, ging Angreifer Philipp Hofmann kurzzeitig ins Tor. Beide Teams passten danach den Ball lediglich hin und her, um die Begegnung zu beenden.