Documenta nimmt sich Reisscheune als Vorbild
n-tv
Die Documenta fifteen wird anders als ihre 14 Vorgänger. Das indonesische Kuratorenteam setzt auf Künstlerkollektive aus aller Welt statt auf große Namen. Im Mittelpunkt stehen dynamische Prozesse und Interaktion.
Die Documenta in Kassel gilt als die wichtigste Kunstschau der Welt, aber selten war die Spannung so groß wie in diesem 15. Jahr. Noch wissen nur wenige, was die Besucher der "Weltkunstschau" ab diesem Wochenende zu sehen bekommen. Klar ist vor allem eins: Diese Documenta wird anders. Zum ersten Mal kuratiert nicht eine Einzelperson, sondern ein Kollektiv. Erstmals kommen diese Kuratoren aus Asien.
Als 2019 die Gruppe Ruangrupa den Zuschlag erhielt, rieb sich die Kunstwelt verwundert die Augen: Das Künstlerkollektiv aus Jakarta war so unbekannt, dass es nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag gab. Als Ruangrupa 2020 ihr künstlerisches Konzept erläuterten, lernten Museumsleute, Galeristen und Feuilletonisten das indonesische Wort für eine Reisscheune kennen: "Lumbung" ist in dem Inselstaat das Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Scheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Bei der Documenta wollen die Künstler "gemeinsam lumbung praktizieren".
Diese Documenta hat sich von vielem verabschiedet: von den Stars mit großem Namen, von dem engen Zeitkorsett der 100 Tage, von der Ortsgebundenheit an eine Stadt in Nordhessen, von den Auftragsarbeiten. Stattdessen hat Ruangrupa andere Kollektive in aller Welt zum Mit-Kuratieren eingeladen.