Die verletzende Ignoranz des Thomas Bach
n-tv
Wenn Olympische Spiele zu Ende gehen, dann werden die großen Hymnen gesungen. Ganz egal, wie wundervoll oder seltsam das jeweilige Sportfest daherkam. Ein Meister der ausgewählten Wahrheit ist IOC-Präsident Thomas Bach. Und man fragt sich: Ist ihm wirklich nichts unangenehm?
War das wirklich Thomas Bach? War das wirklich der Mann, der in der normalen Welt sofort, beinahe panisch, zurückschreckt, wenn er zu kontroverse(re)n Themen mal etwas Gehaltvolles sagen soll? Ja, es muss tatsächlich Thomas Bach gewesen sein, der sich da in den letzten Tagen von Peking plötzlich auf jenem Terrain zeigte, das ihm eigentlich so unangenehm ist wie die Knoblauchzehe dem Vampir. Aber bevor sich jetzt jemand direkt im Sessel aufrecht hinsetzt und staunt, direkt die Entwarnung: Mit seinen Statements hat der 68-Jährige die Weltordnung bei diesen Olympischen Spielen nicht verändert.
Aber der IOC-Präsident hat zumindest Dinge getan (oder gesagt), die man ihm eigentlich gar nicht zutraut. Er hat Politik und Sport für einen winzigen Moment vermengt, damit die Ewigkeitsschleife seiner Überzeugung gebrochen. Er hatte bei den Spitzenpolitikern dieser Welt für Frieden und Solidarität geworben und in seiner finalen Rede eine gerechte Verteilung von Impfstoffen gefordert. Und er hat tatsächlich mal etwas geäußert, das ihm in Russland ein negatives Echo einbrachte.
Nun rüttelt allerdings keiner dieser Sätze am heiligen Thron des windelweichen Funktionärs. Weder sein Friedensappell nach olympischem Vorbild noch die Kritik an der Königin der Unbarmherzigkeit, an der kalten und gnadenlosen Eiskunstlauf-Trainerin Eteri Tutberidse, werden ihn in den mächtigen Zirkeln der Welt zur Persona non grata machen, die er für viele Sportler und Sportfans längst ist. Wegen seiner Ignoranz der Umstände. Wegen der Vergabe der Spiele in autokratisch geführte Staaten.