Als der zärtliche Killer die Bundesliga überrannte
n-tv
Diego betritt 2006 die Bundesliga-Bühne mit einem Knall. Der Werder-Regisseur behandelt den Ball so zärtlich wie kein zweiter, ist schon in jungen Jahren ein eiskalter Killer - und verpasst Olli Kahn eine spezielle Ohrfeige. Jetzt beendet der Brasilianer seine Karriere.
Hach ja, die gute alte Zeit. Wohl jeder Fußball-Fan in Deutschland erinnert sich an den denkwürdigen Freitagabend im Weserstadion im nasskalten April 2007, als Werders Wunder-Brasilianer Diego sein Wundertor aus 63 Metern im Netz von Alemannia Aachen versenkt. Doch viel imposanter, wenngleich im Nachhinein weniger beachtet, ist Diegos Bundesliga-Debüt im August 2006. Der Spielmacher, der nun seine Karriere in Brasilien beendet, zeigt in einem Spiel, was ihn so besonders, was ihn zu einem der herausragendsten Spieler der Liga-Geschichte macht. Es ist der Auftakt einer fulminanten, goldenen Zeit bei den Bremern – nach der sie sich heute noch immer zurücksehnen.
Vorab deshalb die Warnung: Dies wird ein emotionaler, vielleicht schwer zu lesender Text für alle Fußball-Fans, die es mit Werder Bremen halten. Schließlich spielt Diego schon lange nicht mehr bei den Norddeutschen und einen Spieler seines Formats dürfen die Werderaner wohl noch eine halbe Ewigkeit - ja, das schmerzt - nicht mehr in ihrer Mannschaft begrüßen. Alle anderen dürfen genüsslich in den Erinnerungen schwelgen. An Tore und Kunststücke. An den vielleicht technisch besten Spieler, den die Bundesliga je hatte. An den kleinen Brasilianer mit der Nummer 10 auf dem Rücken, der die Liga im Sturm einnahm. Der sie förmlich überrannte.
Also rein in den sonnigen Augustsonntag. Der neue Brasilianer, als Bankdrücker vom FC Porto an die Weser gewechselt, ist in seinem ersten Spiel direkt Dreh- und Angelpunkt der Bremer Offensive. Und wie! Ein echter Zehner, der perfekt ins Rautensystem von Trainer Thomas Schaaf passt. Diego. Ribas. Da Cunha. Der 21-Jährige spielt von der ersten Minute an genauso, wie sein Name klingt. Allein diese Wortaneinanderreihung lässt selbst biederste Betonanmischer aus bundesdeutschen Kleinstadt-Abwehrreihen mit der Zunge schnalzen. Wen hat Werder hier geholt? Welches Geschenk hat die Bundesliga aus dem Nichts erhalten?
Sportlich hat Torhüter Loris Karius schon länger keine Schlagzeilen mehr produziert. Und doch ist sein wahrscheinlicher Transfer zum FC Schalke 04 ein aufsehenerregendes Thema, was vor allem an seinem Privatleben liegt. Beim Zweitligisten wird er wohl meist mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen müssen.