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Zitronen am Limit: Kommt jetzt Tempo 143,5?
n-tv
In Berlin schlagen die Mächtigen die Geweihe ineinander, in Sondierungsrunden messen sie ihre Kräfte, prüfen Bündnisse und testen Kompromisse. Das Volk bangt deshalb um seine Identität: Nämlich sehr schnell Auto zu fahren. Ist es mit dieser Freiheit bald zu Ende?
Eigentlich sollten die Sondierungen betont zivilisiert und dezent zugehen. Die "Zitruskoalition", wie die Früchtchen aus Grüne und FDP sich jetzt nennen lassen, gibt sich staatstragend und sachlich, wie man das als junge wilde Aufbruchsgeneration eben macht: per Selfie, Ghettofaust und Verschwiegenheit. Doch nun geht es ums Tempolimit. Das ist eines jener hochbrisanten Themen, zu denen jeder sofort etwas sagen kann und muss, in einer Reihe zu nennen mit Fleischverbot und Genderwahn. Und so versagt der disziplinierende Sicherheitsgurt.
Der grüne Verkehrspolitiker Oliver Krischer verkündet allen Stillschweigeregeln zum Trotz, er halte "Tempo 150" nicht für eine sinnvolle Idee. Professionell ist das nicht, aber ziemlich gut gezielt: Krischer platziert den Satz im Interview mit der "Welt", ausgerechnet, denn deren Chefredakteur Ulf Poschardt inszeniert sich gern als fleischgewordenes Gaspedal. Warum äußert sich Krischer zu der krummen Geschwindigkeit 150 km/h? Die Zahl war ein Kompromissangebot des Reporters.